Marine erhält die fünf Neubauten erst Jahre später. Blohm + Voss muss neue Probleme eines Schweizer Zulieferers bewältigen

Hamburg. Die neuen Korvetten der Deutschen Marine haben die Barkassenkapitäne im Hafen bereits in ihr Tourprogramm aufgenommen. Wer sich gestern auf dem Wasser der "Oldenburg" an ihrem Liegeplatz bei Blohm + Voss näherte, bekam vom Bootsführer erneut einen Hinweis auf immer wieder auftretende Schäden an den Neubauten. "Nach der jüngsten Panne gehen wir jetzt davon aus, dass alle fünf Schiffe erst von 2014 an einsatzbereit sein werden", sagte ein Marinesprecher gestern dem Abendblatt. Eingeplant war das erste, die Korvette "Braunschweig", bereits von Mitte/ Ende des Jahres 2008 an.

Die Lage hat inzwischen auch Deutschlands höchsten Marineoffizier, Vizeadmiral Axel Schimpf, verärgert. "Als Marinechef brauche ich ein funktionierendes Produkt", sagte Schimpf dem Fernsehmagazin "Panorama Nord". Gleichzeitig forderte er eine "robustere Aufsicht" über die Hersteller. Federführend für das Projekt ist Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss. Zur Arbeitsgemeinschaft gehört als Partner auch die Bremer Lürssen Werft.

Schon seit März 2009 reiht sich während des Baus und der Erprobung der Schiffe eine Panne an die andere. So mussten vor zwei Jahren nach einem Schaden auf der "Oldenburg" an allen fünf Schiffen die Getriebe eines Schweizer Herstellers wieder ausgebaut werden. Zwei Jahre später bestand die "Magdeburg" vor Norwegen ihren Test im kalten Klima nicht. Jetzt sollen Lüftung, Heizung und Isolierung nachgebessert werden. "Die Ergebnisse waren ernüchternd", schreibt Frank Menning, Direktor beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, das den Auftrag für die 1,2 Milliarden Euro teuren Korvetten erteilt hatte.

Der jüngste Vorfall betrifft nun sowohl die "Oldenburg" als auch die "Ludwigshafen am Rhein". Beide Schiffe bekamen Ende Mai Probleme mit ihren Kupplungen, die ebenfalls von dem Schweizer Getriebehersteller stammen.

Bei Blohm + Voss werde derzeit "mit Hochdruck nach einer Lösung für das Problem gesucht", sagte eine Sprecherin dem Abendblatt. Nach ersten Schätzungen werde es aber drei Monate dauern, bis alle Schäden behoben seien. "Die Schiffe sind hochwertig und innovativ, aber die Pannenserie schadet dem Image von Blohm + Voss", räumte die Sprecherin ein. Zu Kompensationszahlungen oder den Kosten der Nachbesserung äußerte sie sich nicht. "Zu vertraglichen Regelungen sagen wir nichts."

Für die Marine liegt es jetzt nahe, dass auch bei den Korvetten "Magdeburg" und "Braunschweig", die derzeit in Kiel liegen, die Kupplungen geprüft werden. Die Besatzungen der "Oldenburg" und der "Ludwigshafen am Rhein" werden derzeit auf Fregatten und Schnellbooten eingesetzt. Wie das Verteidigungsministerium auf das technische Desaster reagieren wird, ist offen. "Die Konsequenz kann nur sein, dass wir immer genau hinschauen. Ich glaube aber, dass wir im Schiffbau gut beraten sind, eng mit der Rüstungsindustrie zusammenzuarbeiten", sagte Staatssekretär Stéphane Beemelmans "Panorama Nord". "Manchmal gibt es Pech", so sein Fazit, "und dann kommt noch Unglück dazu."