25 Milliarden Euro schütten DAX-Konzerne in diesem Jahr an ihre Aktionäre aus. Ein Plus von 19,5 Prozent

Hamburg. Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag. Fast jede Woche bis in den Mai hinein ist für Aktionäre Zahltag. Allein die Anteilseigner von Energieversorger REW und Rückversicherer Munich Re kassieren am Gründonnerstag 1,5 Milliarden Euro an Dividende.

"In diesem Jahr steigen die Ausschüttungen im Deutschen Aktienindex (DAX) um 19,5 Prozent auf knapp 25 Milliarden Euro", sagt Frank Klump von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Damit kassieren die Aktionäre eine der höchsten Ausschüttungen der vergangenen zehn Jahre. Nur 2007 und 2008 fielen die Dividenden jeweils um bis zu drei Milliarden Euro höher aus. Die Dividendenrendite erreicht bei der Telekom, RWE und E.on mehr als sechs Prozent. Die Kennziffer ergibt sich aus dem Verhältnis von Dividende zu Aktienkurs. Gezahlt wird die Dividende am Tag nach der Hauptversammlung. Anspruchsberechtigt ist, wer das Papier am Tag der Hauptversammlung im Depot hat. Dennoch müssen Anleger wissen: Während der Zins bei Anleihen garantiert ist, kann eine Dividende auch ausfallen.

"Rund ein Drittel der jährlichen Wertsteigerung entfällt auf die Dividenden", sagt Klump. Während sich die Dividenden in den 30 DAX-Konzernen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt haben, legten die Aktienkurse im selben Zeitraum nur um 15 Prozent zu. Der Grund für die relativ schwache Kursentwicklung liegt in zwei Börsencrashs im vergangenen Jahrzehnt.

Nach einer Übersicht der Landesbank Baden-Württemberg erhöhen 2011 im DAX 25 Firmen ihre Dividende. Steigende Gewinne zeigen, dass die Unternehmen die Wirtschaftskrise überwunden haben. Während in den Jahren 2009 und 2010 die Dividendenzahlungen reihenweise gekürzt oder ganz gestrichen wurden, können jetzt Aktionäre wieder Kasse machen. Der Lkw-Hersteller MAN verachtfacht seine Zahlungen auf zwei Euro. Sieben Firmen erhöhen ihre Ausschüttung um mehr als 100 Prozent, darunter die Autobauer BMW und Daimler sowie Lufthansa.

Dagegen hat die Telekom als einziger DAX-Konzern die Ausschüttung gekürzt. Um die Aktionäre nicht zu verunsichern, garantiert das Unternehmen aber bis zur Hauptversammlung im Jahr 2013 eine Ausschüttung mindestens auf dem gegenwärtigen Niveau von 70 Cent je Aktie. Lediglich die Aktionäre der Commerzbank gehen wie im Vorjahr leer aus.

Nicht immer zahlt sich der Griff nach der Aktie mit der höchsten Dividendenrendite aus. Ein hoher Wert kann auch Resultat eines starken Kursverfalls sein. So ist die unveränderte Dividende bei REW von 3,50 Euro für die Aktionäre nur ein schwacher Trost, weil der Kurs innerhalb eines Jahres um rund 25 Prozent gefallen ist. Die Notierungen des Konkurrenten E.on sind um 15 Prozent gefallen. Die milliardenschwere neue Brennelementesteuer und der Kurswechsel in der Atompolitik schickten die Versorger auf Talfahrt.

Jetzt können zwar Anleger wesentlich günstiger in die Aktie einsteigen, doch nach einer Prognose der LBBW werden die Ausschüttungen im nächsten Jahr sinken: bei RWE auf 2,60 Euro und bei E.on auf 1,30 Euro. "Wir bevorzugen klar die Aktie von E.on, weil das Unternehmen für die Energiewende besser aufgestellt ist als RWE", sagt Analystin Marianne Schlüter von der Hamburger Sparkasse. Außerdem hat E.on bereits angekündigt, im nächsten Jahr mindestens 1,30 Euro auszuschütten. "E.on ist bei den erneuerbaren Energien besser positioniert als RWE und wird seine Internationalisierung weiter vorantreiben", sagt Schlüter.

Deshalb lohnt sich nicht nur ein Blick auf Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite. "Entscheidend ist, dass eine Firma nicht nur einmal eine starke Dividende zahlt", sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Nach den Schätzungen der LBBW zeichnet sich ab, dass Firmen wie Allianz, Lufthansa, Daimler, BASF, Siemens, BMW und Volkswagen auch im nächsten Jahr die Dividende noch einmal erhöhen werden. "Das Management überlegt sich die Höhe der Dividendenanhebungen sehr genau, um Anleger nicht zu enttäuschen", sagt Christian Bruns vom Hamburger Bankhaus M.M. Warburg & CO.

Eine nachhaltige Wertsteigerung lässt sich erzielen, wenn die Zahlungen wieder investiert werden. Ein Paradebeispiel dafür ist BASF. Über verschiedene Zeiträume innerhalb von 20 Jahren hat das Papier dem Anleger mindestens eine jährliche Rendite von 16 Prozent gebracht, ermittelte die "Wirtschaftswoche". Auf ähnlich gute Ergebnisse im Langfristvergleich kommen ThyssenKrupp, MAN, Linde, K+S und Henkel. Siemens könnte in Zukunft zu den Gewinnern zählen. Nichts als Verluste hat dagegen die Commerzbank ihren Aktionären in den vergangenen zwei Jahrzehnten beschert.