Strategiepapier “Hamburg 2030“ fordert auch “Wasserstoff-Autobahn“ nach Berlin

Hamburg. Die Ganztagsschule für alle Schüler ist in vielen europäischen Ländern längst Standard. Nach den Vorstellungen der Handelskammer soll sie so bald wie möglich auch in Hamburg eingeführt werden. "Die Hamburger Wirtschaft ist künftig mehr denn je auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen", sagte Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, gestern bei der Präsentation der Studie "Hamburg 2030". Sie enthält zehn Forderungen, deren Verwirklichung sich die Kammer für die kommenden zwei Dekaden wünscht.

Ganz oben auf dem Masterplan für Hamburg: bessere Bildung. Der schulische Erfolg, so die Studie, müsse stärker vom sozialen oder persönlichen Hintergrund des Elternhauses entkoppelt werden, um möglichst vielen Jugendlichen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Dies gelte besonders auch für "junge Menschen mit Migrationshintergrund", sagte Schmidt-Trenz. "Fehlende Angebote für Ganztagsschulen tragen viel zu den Problemen bei, die das Bildungssystem in Deutschland heutzutage hat."

Zu den anderen "Leuchtturmprojekten", die die Handelskammer vorschlägt, gehören ein Netz von Technologieparks in der ganzen Stadt und eine "Wasserstoff-Autobahn" zwischen Hamburg und Berlin. Mit vielen Wasserstoff-Tankstellen an der A 24 soll dem umweltfreundlicheren Auto-Antrieb auch bei privaten Pkws der Weg gebahnt werden. Die Handelskammer schlägt obendrein vor, dass sich Hamburg nach dem gescheiterten Versuch im Jahr 2003 erneut um die Austragung der Olympischen Spiele bewirbt. Dies sei frühestens für die Sommerspiele 2024 realistisch, hieß es, mit größeren Erfolgsaussichten aber für die Jahre 2028 oder 2032.

Grundlage für stärkere Investitionen in Forschung und Infrastruktur in Hamburg ist aus Sicht der Handelskammer eine deutliche Reduzierung der Schulden von derzeit 32 Milliarden Euro. Das Gebot zur Schuldentilgung müsse in der Hamburger Verfassung verankert werden, forderte Schmidt-Trenz: "Hamburg lebt über seine finanziellen Verhältnisse. Die Einnahmen steigen zwar seit Jahrzehnten, die Ausgaben aber noch stärker." Zusätzliche Einnahmen der Stadt müssten in den kommenden Jahren konsequent auch in die Senkung der Schuldenlast fließen.

Für das Strategiepapier holte die Handelskammer die Wünsche und Einschätzungen von 900 Hamburger Unternehmen ein. Die Umfrage fiel in die letzten Monate des vergangenen Jahres - und damit in die Amtszeit des damaligen Präses der Handelskammer, Frank Horch. Dieser trat mittlerweile von seinem Amt zurück, weil er von der SPD im Bürgerschaftswahlkampf als parteiloser Kandidat für das Amt des Wirtschaftssenators nominiert wurde.

Die Studie richte sich allerdings nicht speziell an die nächste Hamburger Regierung oder an eine politische Partei, sagte Karl-Joachim Dreyer, als Vizepräses kommissarischer Vorsitzender der Handelskammer: "Alle in Hamburg sind aufgerufen, an der Umsetzung dieses Konzeptes mitzuarbeiten."

Die Parteien in Hamburg wollten die Forderung nach einer flächendeckenden Ganztagsschule gestern nicht kommentieren. Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) sagte dem Abendblatt, es sei wichtig, dass die Kammer mit ihrem Strategiepapier "weitergehende Perspektiven" für Hamburg aufzeige. Die Stadt müsse auf den dramatisch schnellen Wandel immer wieder mit Innovationen antworten.