Zusätze statt Bohnen. Firmen verteidigen Mischungen

Hamburg. Wer eine Packung Kaffee der Marken Eduscho oder Onko kauft, bekommt nicht immer reinen Röstkaffee. Stattdessen sind die Produkte der Unternehmen Tchibo und Kraft Foods mit anderen Stoffen gestreckt. Ein Ärgernis aus Sicht von Verbraucherschützern: "Die Kunden gehen davon aus, dass sie 100 Prozent reinen Röstkaffee kaufen, erhalten stattdessen aber nur eine Mischung", sagt die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale, Silke Schwartau, dem Abendblatt. Die Mischungen seien nicht klar als solche gekennzeichnet. "Das ist ein Fall von Kundentäuschung."

Betroffen sind die Marke Onko der Firma Kraft Foods sowie die Eduscho-Sorten Mild und Elegant und Vollmundig und Edel des Hamburger Kaffeerösters Tchibo. Beide Unternehmen ergänzen ihre Produkte mit den Stoffen Maltodextrin und Karamel, wie Tchibo und Kraft bestätigten. Maltodextrin ist ein Gemisch aus Kohlenhydraten, das aus Stärke gewonnen wird und in der Lebensmittelindustrie als Füllstoff, aber auch als Energielieferant in Sportgetränken zum Einsatz kommt.

"Von einem Strecken unserer Kaffees kann keine Rede sein", betont Tchibo-Sprecher Andreas Engelmann. "Die Zutaten machen den Kaffee weniger bitter, das wird von unseren Kunden so gewünscht." Zudem gebe es auf der Vorderseite der Verpackung einen klaren Hinweis, dass es sich bei den Eduscho-Sorten um Röstkaffee mit Karamel handele. "Auf Druck der Verbraucherschützer haben wir diesen Hinweis schon vor eineinhalb Jahren deutlicher gefasst", so Engelmann.

Auch eine Sprecherin von Kraft Foods nannte vor allem "geschmackliche Gründe" für den Einsatz von Maltodextrin und Karamel. Sie räumte aber ein, dass daneben auch der Kostenaspekt bei der Preiseinstiegsmarke Onko eine Rolle spiele. "Wir setzen diese Zutaten auch ein, um wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte sie. Der starke Rohstoffpreisanstieg der letzten Jahre sowie gestiegene Produktionskosten hätten eine entsprechende Rezepturänderung von Onko notwendig gemacht, um die Abgabepreise an den Handel möglichst stabil zu halten.

Durch Ersatzstoffe sparen die Röster einen Teil der Kaffeesteuer

Nach Informationen des Abendblatts können Röster durch den Einsatz von Ersatzstoffen vor allem einen Teil der deutschen Kaffeesteuer sparen, die derzeit bei satten 2,19 Euro pro Kilogramm liegt und dem Staat im vergangenen Jahr fast eine Milliarde Euro an zusätzlichen Einnahmen bescherte. Die Steuer ist umso niedriger, je geringer der Röstkaffeeanteil im Endprodukt ist.