Hamburg/Essen. Der Übernahmeversuch bei Hochtief alarmiert die deutsche Bauindustrie. Der Vorstoß des spanischen ACS-Konzerns könnte zum Vorbild für europäische Baufirmen werden, sich ebenfalls nach günstigen Kaufgelegenheiten in Deutschland umzusehen, fürchtet der Chef des Bauhauptverbands, Michael Knipper. "Deutsche Unternehmen sind aufgrund der fehlenden Basis im Stammmarkt und aufgrund der geringen Renditen im Land anfällig für Übernahmen", sagte Knipper der "Financial Times Deutschland": "Meine große Sorge ist, dass von einer deutschen Bauindustrie im Weltformat kaum noch etwas übrig bleibt."

Die Zahl der börsennotierten Baukonzerne in Deutschland sei im vergangenen Jahrzehnt von einem halben Dutzend auf zwei gesunken. Neben Hochtief ist nur noch Bilfinger Berger an der Börse notiert. Das Bild der Branche werde von einer Handvoll großer Mittelständler und 75 000 kleineren Unternehmen geprägt. Zwar unterstütze Knipper offene Märkte, forderte aber "gleiche Wettbewerbsbedingungen in den einzelnen Märkten". Aber gerade Spanien schotte sich ab. In dem Punkt wünsche er Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) "mehr Kampfeswillen".

ACS hatte vor drei Wochen angekündigt, seinen Anteil zunächst auf mehr als 30 Prozent auszubauen, um im Anschluss daran über Zukäufe an der Börse auf mehr als 50 Prozent aufzustocken.