Aufsichtsrat erwägt Anleihe über 500 Millionen Euro

Hamburg. Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd stellt ihre Finanzierung auf neue Beine. Die 1,2 Milliarden Euro schwere Staatsbürgschaft soll an den Bund zurückgegeben werden. Darüber sind sich die 20 Mitglieder des Aufsichtsrats offenbar im Grundsatz einig. Das erfuhr das Abendblatt gestern nach einer Sitzung des Kontrollgremiums in der Reedereizentrale. Gleichzeitig sollen neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Reederei geprüft werden. Dazu soll eine Anleihe über etwa 500 Millionen Euro gegeben werden. Die Emission werde laut Nachrichtenagentur Reuters im September von der HSH Nordbank und der Deutschen Bank begleitet. Weder Hapag-Lloyd, noch die beiden Gesellschafter, der Reisekonzern TUI und das Konsortium Albert Ballin, wollten sich gestern äußern.

Hintergrund für die Wende in der Strategie ist der anziehende Schifffahrtsmarkt. Hapag-Lloyd hat nach 13 Millionen Euro im ersten Quartal im zweiten Quartal 226 Millionen Euro verdient. "Wir gehen davon aus, dass auch das dritte Quartal deutlich profitabel ist", sagte Martina Noß, Analystin bei der NordLB, dem Abendblatt. Ohnehin musste die Reederei die Bürgschaft bisher nicht in Anspruch nehmen.

Dennoch fallen Kosten an, die künftig eingespart werden könnten. Zum Vergleich: Die HSH Nordbank muss für die Garantien der beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein über zehn Milliarden Euro jährlich vier Prozent Zinsen, also 400 Millionen Euro, zahlen. Experten gehen davon aus, dass die Sätze bei staatlichen Bürgschaften wie hier aus dem Deutschland-Fonds um einen Prozentpunkt günstiger liegen. Danach müsste Hapag-Lloyd für die Bereitstellung der 1,2 Milliarden Euro etwa 36 Millionen Euro jährlich aufbringen. Um die Bürgschaft zurückzugeben, dürfte ein Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium ausreichen.

Allerdings gehen auch nicht in Anspruch genommene Bürgschaften in das Rechenwerk von Unternehmen ein. Liegen sie nicht mehr vor, muss die Finanzierung neu abgesichert werden. Dafür kommt nun die Anleihe infrage. TUI-Finanzvorstand Horst Baier hatte bereits nach der Vorlage der Quartalszahlen darauf verwiesen, dass "das Management alle Möglichkeiten einer effizienteren Finanzierung prüfen" werde.

Mit der Rückgabe der Bürgschaft kann Hapag-Lloyd wieder Dividende zahlen. Das würde neben der TUI auch den Mitgliedern des Konsortiums, dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der Stadt Hamburg, der Iduna Lebensversicherung, der Hanse Merkur sowie der M.M. Warburg Bank und der HSH Nordbank zugutekommen.

Ohne staatliche Auflagen würde Hapag-Lloyd für Investoren attraktiver. So wäre die neue Finanzierung ein Schritt zur Trennung von der TUI, die schon 2008 verkaufen wollte. Das Konsortium hat derzeit ein Vorkaufsrecht. Anfang 2012 kann die TUI den Hamburgern ihre Anteile andienen.