Verkehrsministerium will 2011 Wechselkennzeichen einführen. Autofahrer mit zwei Wagen sollen so ihre Nebenkosten reduzieren können.

Hamburg. Die Nebenkosten für das Zweitauto oder weitere Fahrzeuge könnten im nächsten Jahr deutlich sinken und Autofahrer finanziell entlasten. Grund ist die Einführung eines Wechselkennzeichens . Vergleichbar ist das mit einer übertragbaren Monatskarte. Es kann jeweils nur einer fahren, aber mehrere Personen können sie nutzen. So soll es auch beim Auto funktionieren: Ein Kennzeichen für mehrere Fahrzeuge eines Haushalts, wenn sie nicht gleichzeitig bewegt werden. Das Kennzeichen wird jeweils an dem Fahrzeug angebracht, das gerade genutzt wird. Das praktizieren bereits die Nachbarländer Schweiz und Österreich . Nun soll Deutschland folgen.

Versichert werden muss nur das teuerste und leistungsstärkste Fahrzeug

Da nur ein Auto jeweils gefahren wird, muss auch nur die Versicherungsprämie für ein Fahrzeug entrichtet werden, die sich nach dem leistungsstärksten und teuersten Fahrzeug richtet. Das zweite Fahrzeug ist - zumindest in der Haftpflicht - kostenfrei mitversichert. Der Staat könnte auch noch auf die Kfz-Steuer für das Zweitauto verzichten.

"Wir rechnen bis Anfang kommenden Jahres mit der Einführung des Wechselkennzeichens", sagt ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums dem Abendblatt. Ziel sei es, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und vor allem Elektroautos und umweltfreundliche Fahrzeuge mit dem Wechselkennzeichen zu fördern. "Zur Umsetzung müssen die Fahrzeugzulassungsverordnung und andere Vorschriften geändert werden", sagte der Sprecher. Bisher können nur Besitzer mit Saison- oder Oldtimerkennzeichen Gebühren sparen. Elektrofahrzeuge sind bereits jetzt fünf Jahre von der Kfz-Steuer befreit.

Rund 30 Prozent der Deutschen könnten sich den Kauf eines Zweitwagens vorstellen, wenn durch ein Wechselkennzeichen keine zusätzlichen Steuern und Versicherungskosten anfallen, ergab eine Umfrage des Internetportals mobile.de. Bei den Familien sind es sogar 40 Prozent. So rechnet auch der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) mit zusätzlichem Geschäft. ZDK-Präsident Robert Rademacher erwartet, dass sich Verbraucher etwa für Stadtfahrten ein zusätzliches kleines und sparsames Auto anschaffen. In Österreich fahren knapp neun Prozent aller Pkw mit Wechselnummernschildern. Übertragen auf Deutschland wären das bis zu fünf Millionen Autos.

ADAC sieht im Wechselkennzeichen viele Vorteile für die Halter

Noch ist aber offen, welche Fahrzeuge von dem Wechselkennzeichen profitieren können. "Die Details werden in einer Arbeitsgruppe erörtert und stehen noch nicht fest", sagte der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Je mehr Fahrzeuge einbezogen werden, umso größere Vorteile ergeben sich: So kann der Halter mit dem Familienauto zur Arbeit fahren. Nach Feierabend steigt er auf den Roadster oder ein Motorrad um. Im Urlaub kann auch noch das Wohnmobil mit dem Kennzeichen bestückt werden. "Das Wechselkennzeichen ist dem Saisonkennzeichen in vielerlei Hinsicht überlegen", sagt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer.

Auch ein Zweitauto auf Sylt lässt sich so günstig versichern. Das Familienauto bleibt zu Hause, nur das Nummernschild wird mit auf die Insel genommen. "Wir sehen bei dem Wechselkennzeichen viele Vorteile, wenn die Regelungen verbraucherfreundlich sind", sagt Maurer. "Allerdings muss der Halter darauf achten, dass immer nur ein Fahrzeug bewegt wird." Ein weiterer Nachteil: Das nicht genutzte Auto ohne Kennzeichen darf nicht auf öffentlichem Verkehrsgrund abgestellt werden. Parken auf Straßen, Stellplätzen ohne Schranke auf Wohngrundstücken oder Parkplätzen scheidet damit aus. Einfacher hat es, wer eine abgeschlossene Tiefgarage nutzen kann oder auf dem eigenen Grundstück parkt.

Das Nummernschild wird sich einfach mit ein paar Klicks wechseln lassen. "Die TÜV-Plakette benötigt dennoch jedes Fahrzeug", sagt TÜV-Sprecher Tim Kreitlow. So könnte das Wechselkennzeichen aus zwei Teilen bestehen. Der Teil mit der TÜV-Plakette bleibt immer am Auto, nur der andere Teil wird umgesteckt.

Für die Haftpflicht wird einmal gezahlt, Kasko kostet aber für jedes Auto extra

Inzwischen haben die Versicherer ihren anfänglichen Widerstand gegen das Wechselkennzeichen aufgegeben und wollen entsprechende Tarife anbieten. Das ergab eine Umfrage des Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout 24 unter den günstigsten und leistungsstärksten Anbietern. So will die HUK Coburg "eine kostengünstige Lösung" finden. "Wir werden für unsere Kunden Angebote entwickeln, wenn der Gesetzgeber die Details festgelegt hat", sagt Claudia Herrmann von der Allianz.

In Österreich hat die Versicherung schon Erfahrungen gesammelt. Dort können bis zu drei Fahrzeuge auf ein Wechselkennzeichen laufen. Die Haftpflichtversicherung muss nur einmal entrichtet werden. Eine Kaskoversicherung wird aber für jedes Fahrzeug fällig, ist aber im Schnitt um bis zu 50 Prozent günstiger als bei Einzelabschluss. Denn auch ein stehendes Fahrzeug ist Gefahren wie Diebstahl oder Hagelschlag ausgesetzt.