Kids-Verbraucher-Analyse: 73 Prozent aller Zehn- bis 13-Jährigen besitzen ein Handy. 87 Prozent surfen im Internet

Hamburg. Anna ist sieben Jahre alt. Sie liebt Prinzessin Lillifee, spielt aber auch gern mit der Spielekonsole ihres Bruders. Vor jedem Geburtstag bettelt sie um ein Handy - bislang vergeblich. Dafür darf sie mehrmals pro Woche im Internet surfen, wenn auch nur auf bestimmten Webseiten. Im Monat bekommt sie 23 Euro Taschengeld, von dem sie am liebsten Eis und bunte Aufkleber kauft.

Anna ist das deutsche Durchschnittskind, das der Egmont Ehapa Verlag in seiner jährlichen Kids-Verbraucher-Analyse ermittelt hat. Dafür wurden 1745 Kinder mitsamt Eltern befragt, die stellvertretend für die 6,2 Millionen Kinder zwischen sechs und 13 Jahren stehen. Das Resultat: Das Durchschnittskind hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Es ist zum Medienprofi geworden, das ganz selbstverständlich mit Computern, Handys und elektronischem Spielzeug umgeht. "Es wächst eine Generation heran, für die die neuen Medien extrem bedeutsam sind", sagt Studienleiter Ralf Bauer vom Egmont Ehapa Verlag. "Noch vor fünf Jahren sahen die Ergebnisse unserer Studie ganz anders aus."

Vor allem werden die Medienprofis immer jünger. Wie die aktuelle Studie zeigt, verändert sich das Mediennutzungsverhalten der Jüngeren zwischen sechs und neun Jahren besonders stark. Im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem nur 35 Prozent dieser Altersgruppe das Internet nutzten, sind es nun 46 Prozent. Marktforscher Bauer erklärt sich das veränderte Nutzerverhalten mit einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft. "Allmählich wird das Internet auch von der Elterngeneration als Teil des Alltags angesehen." Zudem habe sich offenbar die Erkenntnis durchgesetzt, dass es für die Zukunft der Kinder wichtig ist, mit dem Internet umgehen zu können. Bei den Älteren zwischen zehn und 13 Jahren surfen sogar 87 Prozent regelmäßig im Netz, suchen Infos für die Schule, chatten, e-mailen, hören Musik oder nutzen Onlinespiele.

Auch Mobiltelefone sind für Deutschlands Kinder laut der Kids-Studie ein nahezu selbstverständliches Spielzeug geworden. 73 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen haben ein eigenes Handy, das nicht nur zum Telefonieren, sondern auch zum Musikhören, Fotografieren und Filmen genutzt wird. Bei den Sechs- bis Neunjährigen ist es hingegen erst jedes fünfte Kind, das ein Handy besitzt. Im Schnitt vertelefoniert der Nachwuchs 251 Euro pro Jahr - ein Betrag, der schon seit Jahren wohl aufgrund der gesunkenen Verbindungspreise schrumpft.

Was viele Erwachsene angesichts dieser Übermacht der digitalen Einflüsse trösten dürfte: Auch klassisches Spielzeug ist bei den Kleinen nach wie vor beliebt. So besitzen mehr als 80 Prozent der befragten Altersgruppen Karten- und Brettspiele, Puzzles und Stofftiere. 95 Prozent der Kinder gaben an, Bücher oder Zeitschriften zu lesen. "Ich finde es überraschend, dass sich die Klassiker so gut in den Kinderzimmern behaupten", sagt Studienleiter Bauer. Trotzdem zeigt sich, dass auch hier die Elektronik Einzug hält: Zwei von drei der Sechs- bis Neunjährigen haben ein Handspielgerät, etwa einen Gameboy, oder eine Spielekonsole. Bei den Älteren sind es 83 Prozent. Die Mädchen holen bei elektronischen Spielen besonders stark auf - 17 Prozent mehr als im Vorjahr haben laut der Studie auf einer Playstation, Xbox oder Wii gespielt. Auch hier sieht Bauer einen gesellschaftlichen Trend: "In vielen Familien spielen Kinder und Eltern zusammen an den Geräten - das macht mittlerweile allen Generationen Spaß."

Auch in anderer Hinsicht dokumentiert die Studie einen Hang zur Gemeinsamkeit. Kinder beeinflussen zunehmend Kaufentscheidungen in der Familie. So hat die Hälfte bei der Wahl des Urlaubsorts mitzureden, zehn Prozent sogar beim Autokauf. Ebenso wie die Eltern hat aber auch der Nachwuchs seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise weniger Geld zur Verfügung. Das durchschnittliche Taschengeld betrug 23 Euro - nach 25 Euro im Jahr 2008.