Wertpapiere der DAX-Unternehmen werfen derzeit im Schnitt 3,3 Prozent Rendite ab. Die profitabelsten Titel im Überblick.

Hamburg. Gut verdient haben die Aktionäre in diesem Jahr schon. Seit Anfang Januar stieg der Deutsche Aktienindex (DAX) um knapp 18 Prozent. Jetzt kommt für die Anleger noch eine Extraprämie in Form der Dividende hinzu. "In den nächsten Monaten schütten die 30 größten deutschen Unternehmen 27,7 Milliarden Euro aus", sagt Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg. Das sind knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Zahltag ist jeweils der erste Werktag nach der Hauptversammlung. Anspruchsberechtigt ist, wer das Papier am Tag der Hauptversammlung im Depot hat.

Im Schnitt liegt die Dividendenrendite des DAX bei 3,3 Prozent. Das ist schon deutlich mehr als Sparbuch, Tagesgeldkonto oder Bundesanleihe im Moment abwerfen. Wer also nicht nur absolut sichere Anlagen bevorzugt, kann mit den jährlichen Ausschüttungen von Aktien eine deutliche höhere Rendite erzielen. Dennoch müssen Anleger wissen: Während der Zins bei einem Sparbrief oder einer Bundesanleihe garantiert ist, kann die Dividende auch gekürzt werden oder komplett ausfallen.

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Doch danach sieht es in diesem Jahr nicht aus. "Fast zwei Drittel der DAX-Firmen werden in diesem Jahr ihre Ausschüttung erhöhen", sagt Klumpp. Als einziger DAX-Wert zahlt die Commerzbank keine Dividende. Der Hamburger Konzern Beiersdorf gehört zu den wenigen Firmen, die ihre Ausschüttung nicht erhöhen. Mit einer Dividendenrendite von 1,4 Prozent kann er Dividendenfans nicht überzeugen. Aber fast die Hälfte der DAX-Firmen hat eine Dividendenrendite von drei Prozent oder mehr.

So bietet die Telekom acht Prozent, Rückversicherer Munich Re 5,8 Prozent und Daimler 4,6 Prozent. Noch höhere Dividendenrenditen von bis zu neun Prozent versprechen norddeutsche Firmen wie Freenet oder Bijou Brigitte. Um diese Kennziffern zu berechnen, wird die Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt und dann mit 100 multipliziert. Neben der Höhe der Ausschüttung bestimmt also der Aktienkurs die Dividendenrendite maßgeblich mit, die sich dadurch je nach Börsenstand täglich verändert.

"Die Firmen haben in den vergangenen Jahren seit der Krise 2008 sehr gut verdient, weil sie im Wettbewerb gut aufgestellt sind. Da fällt es nicht so stark ins Gewicht, dass sich 2011 die Konjunktur schon etwas eingetrübt hat", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse (Haspa). Folglich können die Unternehmen jetzt hohe Dividenden zahlen.

Für die Autobauer war 2011 ein glänzendes Jahr. Daimler verbuchte mehr Absatz, Umsatz und Gewinn als jemals zuvor. Die Dividende wurde um knapp 20 Prozent angehoben. Beim Konkurrenten BMW wird sie sogar um 77 Prozent steigen, schätzen die Experten der Landesbank Baden-Württemberg. Noch nicht bei jeder Firma steht die Ausschüttung definitiv fest.

Für langfristig orientierte Anleger zahlt sich aus, in dividendenstarke Aktien zu investieren. "Im Durchschnitt entfällt ein Drittel der jährlichen Wertsteigerungen auf die Dividenden", sagt Klumpp. Für langjährige T-Aktionäre ist die hohe Dividendenrendite allerdings nur ein schwacher Trost, weil der Kurs in den Vorjahren stark gefallen ist. Zudem läuft in diesem Jahr die vom Konzern garantierte Dividende von 70 Cent aus. Dividendenkürzungen sind damit künftig wieder möglich. "Der Gewinn der Telekom reicht nicht aus, um die Dividende zu zahlen", sagt Annemarie Schlüter von der Haspa. Das Unternehmen muss auf Rücklagen zurückgreifen. "Wir rechnen bei europäischen Telekommunikationsunternehmen mit Dividendenkürzungen in den nächsten Jahren", sagt Schlüter.

Etwas wenige Rendite kann deshalb mehr sein. "Anleger sollten zu Titeln greifen, die über eine lange Tradition der Dividendenzahlung verfügen und bei denen die Geschäftsentwicklung die Zahlung auch tatsächlich rechtfertigt", sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. So zahlt die Munich Re mit einer Dividendenrendite von 5,8 Prozent seit 1969 stetig steigende Dividenden. Zwar musste das Unternehmen 2011 als Rückversicherer teure Naturkatastrophen in Japan und Neuseeland verkraften, doch zu einer Kürzung der Dividende führte das nicht. "In solchen Fällen erhöht das Unternehmen seine Ausschüttungsquote, die sonst bei nur 30 Prozent des Gewinns liegt", sagt Christian Hamann, Analyst der Haspa.

Auch die Allianz hält ihre Ausschüttung trotz der Lasten durch die Griechenland-Krise stabil. Hamann bevorzugt als Dividendenwert die Munich Re. Auch die Deutsche Börse hält er für attraktiv. Zur regulären Dividende von 2,30 Euro schüttet das Unternehmen noch einen Bonus von einem Euro aus, was die Dividendenrendite eigentlich auf 6,9 Prozent erhöht. Doch im nächsten Jahr wird es diesen Bonus nicht wieder geben. Für die nachhaltige Dividendenrendite sollte er also nicht einkalkuliert werden.

Bisher galten Energieversorger als klassische Dividendentitel. Doch ihre Ausschüttung mussten E.on und RWE in diesem Jahr um bis zu 43 Prozent kürzen. "Die Unternehmen müssen sich durch die Energiewende neu ausrichten und haben auch eine relativ hohe Verschuldung", sagt Schlüter. Dennoch weisen sie noch eine attraktive Dividendenrendite auf, was vor allem ihren niedrigen Kursen geschuldet ist.

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Zumindest bei E.on könnte die Dividende im nächsten Jahr schon wieder leicht auf 1,10 Euro steigen. Schlüter favorisiert das Unternehmen gegenüber RWE. "Dieser Konzern muss noch Unternehmensteile veräußern, um Schulden abzubauen", sagt sie. Doch auch RWE hat einen stabilen Ausblick für die nächsten beiden Jahre gegeben, was nicht für weitere Dividendenkürzungen spricht.

Auch außerhalb des DAX gibt es attraktive Dividendenrenditen von bis zu neun Prozent, zum Beispiel bei der Hamburger Modeschmuckkette Bijou Brigitte. "Das Unternehmen ist ein verlässlicher Dividendenzahler", sagt Oliver Drebing von SRH Alsterresearch. Zwar wachse es wegen der Euro-Krise und der schwachen Konsumbereitschaft in Ländern wie Spanien nicht mehr so stark, aber eine Gefahr für die Dividende bestehe bei dem schuldenfreien Unternehmen nicht. Auch Deutsche Euroshop hat als Betreiber von Einkaufszentren ein stabiles Geschäftsmodell. Beide Firmen sind Drebings Favoriten unter den Dividendenwerten.

In diesem Jahr ist den Aktionären eine gute Ernte bei den Ausschüttungen sicher. "Ob sich das im nächsten Jahr wiederholt, ist noch ungewiss", sagt Intelmann. Denn die Gewinne der Firmen würden voraussichtlich niedriger als im Vorjahr ausfallen. "Doch die Gefahr einer weltweiten Rezession ist überwunden", sagt Intelmann. Selbst bei einer geringen Kürzung der Dividenden bleiben viele Aktien attraktiv. Als Kaufempfehlungen stuft die Haspa die Allianz, Deutsche Börse, E.on, K+S, Metro, Munich Re und Siemens ein.