Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten baut fünftes Schiff. Alle 251 Suiten mit Außenveranda. Tagespreis liegt bei durchschnittlich 600 Euro pro Passagier.

Hamburg. Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten geht in die Offensive. Ungeachtet der Turbulenzen um die im Januar havarierte "Costa Concordia" präsentierte der Hamburger Konzern gestern sein neues Schiff MS "Europa 2". Das Schiff soll 225 Meter lang und 27 Meter breit werden und Platz für 516 Passagiere sowie für 370 Crewmitglieder bieten. Am Rohbau arbeitet derzeit noch die französische Werft STX Europe in St. Nazaire. Das Schiff soll seinen Betrieb im Mai 2013 aufnehmen, vom 20. März dieses Jahres an können Kreuzfahrten auf der MS "Europa 2" gebucht werden. "Die MS ,Europa 2' ist das zweite Flaggschiff unserer Flotte, auf Augenhöhe mit der MS ,Europa'", sagte Geschäftsführer Sebastian Ahrens gestern bei der Vorstellung des Schiffs in Hamburg. Die MS "Europa" gilt mit der Kategorie "5 Sterne plus" als luxuriösestes Kreuzfahrtschiff der Welt.

Die "Costa Concordia" war im Januar wegen schwerer Manövrierfehler ihres Kapitäns Francesco Schettino vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und mit einem rund 70 Meter langen Riss im Rumpf gekentert. 32 Menschen starben bei dem Unglück, Tausende wurden von Bord evakuiert. Im Februar trieb ihr Schwesterschiff "Costa Allegra" nach einem Brand im Maschinenraum manövrierunfähig im Indischen Ozean, sie wurde von einem Fischtrawler auf die Seychellen geschleppt. Die beiden Fälle lösten eine Debatte über die Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen und über die gängigen Geschäftsmodelle der Branche mit ihren immer größeren Schiffen aus.

+++ So soll das Luxusschiff "Europa 2" aussehen +++

Doch Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten ficht das nicht an. Während manch ein Urlauber darüber nachdenkt, ob er sich für oder gegen eine Kreuzfahrt entscheiden soll, vollzieht das Unternehmen eine Differenzierung ganz anderer Art: Während die MS "Europa" für Luxuskreuzfahrten mit klassischen Ritualen wie einer Willkommensgala, festlichen Veranstaltungen in Abendgarderobe oder dem abschließendem Captain's Dinner steht, soll die MS "Europa 2" eine individuellere und weniger formelle Atmosphäre bieten. "Wir verzichten auf der MS ,Europa 2' ganz explizit auf gut gepflegte Kreuzfahrttraditionen", sagte Ahrens. "Das Schiff ist auf eine legere Luxusklientel ausgelegt und zugleich auf Menschen, die im Berufsleben stark engagiert sind und die mit ihrer ganzen Familien Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff machen möchten."

Der durchschnittliche Tagespreis je Passagier auf der MS "Europa 2" soll laut Ahrens bei 600 Euro liegen, gegenüber 530 Euro auf MS "Europa". Allerdings seien auf dem neuen Schiff alle 251 Suiten mit einer Außenveranda ausgestattet, was die höheren Preise erkläre: "Die MS ,Europa 2' hat das insgesamt größte Platzangebot je Gast an Bord eines Kreuzfahrtschiffes", sagte Ahrens. Die Suiten sollen zwischen 28 und 99 Quadratmeter groß sein.

Das neue Schiff wird das insgesamt fünfte in der Flotte von Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten sein, neben der MS "Europa", der MS "Hanseatic", der MS "Columbus" und der MS "Bremen". Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten gehörte früher zur gleichnamigen Hamburger Frachtschiffsreederei, wurde aber 2008 an den damaligen Mutterkonzern TUI ausgegliedert. Der Reisekonzern in Hannover will Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten auch nach dem geplanten kompletten Ausstieg bei Hapag-Lloyd behalten. TUI betreibt unter der Marke TUI Cruises auch die Kreuzfahrtschiffe "Mein Schiff 1" und "Mein Schiff 2".

+++ Kreuzfahrten trotz Costa-Unfällen beliebt +++

Die Jungfernfahrt der MS "Europa 2" soll vom 11. bis 25. Mai 2013 von Hamburg nach Lissabon führen. Ob zuvor auch die Taufe am Sitz des Unternehmens in Hamburg stattfindet, ließ Ahrens gestern offen. Er machte deutlich, dass verschiedene europäische Hafenstädte dafür infrage kommen. "Hamburg ist für die Taufe unser Herzenswunsch", sagte der Manager. "Aber es ist zwischen verschiedenen Städten ein Wettstreit der Möglichkeiten, ein Leistungs- und ein Preisthema."

Die MS "Europa 2" soll im Sommer im westlichen Mittelmeer fahren und im Herbst im östlichen Teil. Für den Winter ist ein Fahrtenprogramm im Arabischen Meer und in Südostasien vorgesehen. Weltreisen sollen nicht angeboten werden. Im Mittelmeer sollen die Etappen bei sieben Tagen liegen und so konzipiert sein, dass Passagiere mehrere gleich lange Abschnitte kombinieren können, ohne dabei einen Hafen zweimal anzulaufen, sagte Ahrens.