Mit einem Kampfpreis fordert der private Investor MSM die Deutsche Bahn heraus. Zweimal täglich Fahrten zwischen Hamburg und Köln.

Hamburg. Reisen mit Niko Maedge sollte bislang vor allem Spaß machen. Partyzüge zum Münchner Oktoberfest hat der Chef der Kölner MSM-Gruppe schon organisiert, Sonderzüge zum Kirchentag oder den Schneeexpress, der einmal wöchentlich Hamburg mit Österreich verbindet.

Nun aber macht der Reiseveranstalter Ernst und greift die Deutsche Bahn auf einer ihrer Hauptstrecken im Fernverkehr an. Zweimal täglich will Maedge Köln mit Hamburg und Berlin verbinden. "Wir werden deutlich günstiger als die Bahn sein", verspricht der MSM-Chef gegenüber dem Abendblatt. Der Einstiegspreis für eine einfache Fahrt soll bei 19,90 Euro liegen. Das günstigste Ticket im Fernverkehr der Bahn kostet derzeit 29 Euro.

+++ Bahn braucht mehr Konkurrenz +++

Ähnlich wie bei Billigfliegern werden Passagiere in stärker gefragten Zügen und bei kurzfristigen Buchungen, aber auch bei MSM höhere Preise zahlen müssen. "Das wäre wirtschaftlich sonst nicht machbar", sagt Maedge. "Es werden aber auf jeden Fall attraktive Preise im zweistelligen Bereich sein."

Die Züge sollen reservierungspflichtig sein - ohne zusätzliche Reservierungsgebühr. "Wir wollen eine Sitzplatzgarantie geben und komfortables Reisen ermöglichen", sagt Maedge. Die Fahrtzeiten würden variieren, für die Strecke Hamburg-Köln aber bei rund vier Stunden liegen. In den Zügen werde MSM auch einen gastronomischen Service anbieten.

Starten will Maedge sein Angebot im Frühherbst dieses Jahres, im Juni soll der Vorverkauf der Tickets beginnen. Die ersten Trassenzusagen von der für die Vergabe zuständigen Bahn-Tochter DB Netz liegen nach seinen Worten bereits vor.

Nach der jetzigen Planung wird MSM zunächst zweimal täglich Köln mit Hamburg und Berlin verbinden. Zwei Loks mit maximal 14 Reisewagen und Platz für bis zu 700 Passagiere starten in der Dom-Metropole und fahren über Düsseldorf, Duisburg, Essen, Dortmund und Bielefeld nach Hannover. Dort wird der Zug geteilt, die eine Hälfte steuert über Celle und Lüneburg die Hansestadt an, die andere nimmt Kurs auf die Bundeshauptstadt. Für die Rückfahrt starten dann Züge mit jeweils sieben Wagen in Hamburg und Berlin und werden in Hannover wieder zu einem Zug vereinigt.

Langfristig kann sich Maedge auch einen Ausbau des Angebots vorstellen. "Wir haben auch über eine direkte Verbindung zwischen Berlin und Hamburg nachgedacht, doch hier fährt die Deutsche Bahn schon in einem sehr engen Takt", sagt der MSM-Chef. Auf der Kölner Strecke sei sein Unternehmen konkurrenzfähig, müsse zunächst aber ohne Gewinn auskommen: "In den ersten zwei bis drei Jahren müssen wir sehen, dass wir eine Null schreiben. Alles andere wäre unrealistisch."

+++ Bahn-Konkurrenz: Neuer Express zwischen Hamburg und Köln +++

Mit dem neuen Angebot wird die Bahn erstmals auf einer ihrer Hauptstrecken angegriffen. Konkurrenz im Fernverkehr hat der Konzern bislang nur auf der Strecke Leipzig-Berlin-Rostock. Dort fahren InterConnex-Züge der Ostseeland Verkehr GmbH, einer Tochter des Veolia-Konzerns. Sie sind zweimal täglich mit Einstiegspreisen von 14 Euro zwischen Berlin und Leipzig und einmal täglich zwischen der Hauptstadt und Rostock unterwegs.

Auf die Strecke Hamburg-Köln hat es auch die Hamburg-Köln-Express GmbH abgesehen, deren Züge eigentlich schon längst rollen sollten. Doch das Unternehmen kämpft noch immer um eine Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt (EBA), wie Sprecherin Renate Bader sagte. Einen Starttermin konnte sie auch am Freitag nicht nennen. Die Bahngesellschaft hatte drei Züge mit je einer Elektrolok und sechs Waggons der Österreichischen Bundesbahn abgekauft. Die Lokomotiven und Waggons waren zwischen 30 und 40 Jahre als Transalpin in der Alpenrepublik im Einsatz und werden nun im polnischen Posen für den Einsatz in Deutschland umgerüstet.

"Wir haben den notwendigen Zeitbedarf für die Modernisierung schlicht unterschätzt", räumt Bader ein. Zudem seien nach Abstimmung mit dem EBA einige Veränderungen in der Konstruktion nötig gewesen, die bei der ursprünglichen Planung nicht berücksichtigt worden seien. "Die dafür notwendigen Bauteile haben lange Lieferzeiten, die so nicht eingeplant waren."

Ähnliche Verzögerungen erwartet MSM-Chef Maedge nicht. Er will seine Loks und Waggons bei einer ausländischen Zuggesellschaft leasen. "Für den Betrieb in Deutschland müssen sie nicht umgerüstet werden."