Hamburg. Gut gelaunt inspizierte Hans-Joachim Otto (FDP) gestern bei Sonnenschein und Frost den Hamburger Hafen, "das Zentrum der maritimen Wirtschaft in Deutschland", wie der parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsminister bemerkte. Otto ist als Maritimer Koordinator der Bundesregierung der Interessenshüter der Seeverkehrswirtschaft beim Bund.

Die Probleme dieses Wirtschaftszweiges sind vielfältig: Die Reedereien stecken in einer neuen, schweren Schifffahrtskrise. Die deutschen Werften stehen seit Jahren in einem harten Abwehrkampf gegen die Übermacht der asiatischen Schiffbauer. Zuletzt ging im November Deutschlands älteste Werft Sietas in Neuenfelde insolvent. Die Entwicklung der Infrastruktur wiederum hängt dem Boom des Güterverkehrs hinterher. Engpässe wie die Brunsbüttler Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals oder die Köhlbrandbrücke in Hamburg müssen dringend repariert oder erneuert werden. Auch der Ausbau von Straßen- und Schienenverbindungen kommt nicht im nötigen Umfang voran.

Otto sagte gestern im Beisein von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), dass vor allem der Zugang der maritimen Wirtschaft in Deutschland zum Kapitalmarkt gesichert werden müsse. "Wir wollen erreichen, dass sich die Finanzierung von Reedereien und Werften entspannt. Dazu führen wir Gespräche mit den Vertretern der Unternehmen und der Finanzinstitute." In Berlin soll bei einem Spitzengespräch am 19. März die finanzielle Lage der deutschen Werften auf der Tagesordnung stehen. In Hamburg wird es laut Otto am 21. März um die Finanzierung der Reedereien gehen.

Die Geldbranche hat derzeit kaum Interesse an der Finanzierung maritimer Unternehmen. Obendrein durchlaufen wichtige Institute wie die HSH Nordbank und die Deutsche Schiffsbank in Hamburg selbst eine umfassende Restrukturierung.