Der positive Trend bei den Arbeitslosenzahlen soll 2012 anhalten. Arbeitsagentur setzt auf Qualifizierung von Älteren und Langzeitarbeitslosen.

Hamburg. Jelena Knels, 20, hat es geschafft. Die angehende Hotelfachfrau arbeitet seit August 2010 im Billstedter Panorama Hotel und wird ihre Ausbildung dort im Sommer 2013 abschließen. Doch schon zuvor will das Hotel die Zahl der Lehrlinge aufstocken. "Wir wollen drei bis vier weitere Interessenten einstellen. Hotelfachpersonal ist gesucht, und unsere Lehrlinge haben gute Chancen, übernommen zu werden", sagt Wiebke Kelichhaus, die bei dem Hamburger Familienunternehmen für das Personal verantwortlich ist.

Damit gehört Panorama, unter dessen Logo drei Hotels in Hamburg firmieren, zu den mehr als 500 Arbeitgebern, die zum 1. Februar knapp 900 Lehrstellen anbieten. Ein Termin, zu dem zwar wesentlich weniger Ausbildungen beginnen als im Herbst, der sich aber für Nachzügler oder auch dreieinhalbjährige Ausbildungen anbietet. "Wir gehen davon aus, dass sich alle Ausbildungsplätze besetzen lassen. Die jungen Leute müssen nur bereit sein, sich nicht nur um ihren Traumberuf, sondern auch um ähnliche Tätigkeiten zu bewerben", sagt Hamburgs Arbeitsagenturchef Sönke Fock.

Lehrstellen anzubieten sowie Älteren, Behinderten oder Langzeitarbeitlosen eine Berufsausbildung zu ermöglichen: Das ist für Fock das Rezept, die "sehr gute" Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt von 2011 fortzusetzen. Denn derzeit haben mehr als die Hälfte der Arbeitslosen in Hamburg keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Aufgrund der in vielen Branchen anziehenden Nachfrage nach Personal haben im vergangenen Jahr deshalb erstmals auch diese Gruppen bei Arbeitgebern Chancen erhalten. Ein weiteres Indiz dafür: Trotz des Abbaus von 3000 Ein-Euro-Jobs auf weniger als 6000 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Langzeitarbeitslosen gegenüber dem Jahresbeginn gesunken. "Wir müssen das Potenzial aller Arbeitskräfte nutzen", sagt Fock. Dennoch dürfte die Qualifizierung künftiger immer schwieriger werden, da die Zahl der schlechter Qualifizierten stetig abnimmt. So haben mehr als 28 000 Menschen 2011 einen neuen Job in Hamburg gefunden.

Insgesamt waren im Oktober - neuere Zahlen liegen nicht vor - 855 500 Menschen in der Hansestadt sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 53 290 offene Stellen wurden der Agentur gemeldet - das waren 2888 mehr als im bereits guten Jahr 2010. Mit 67 410 Arbeitslosen gab es das beste Ergebnis in einem Dezember seit 1992. Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem November zum Jahresende um 636 an, und die Quote erhöhte sich von 7,2 auf 7,3 Prozent. Dies sei aber saisonbedingt, sagte Fock. Denn gegenüber dem Dezember 2010 waren 882 Menschen weniger ohne Job, und im Durchschnitt lag 2011 mit 72 491 Betroffenen um 3017 besser als 2010.

Die Zeitarbeit spielte dabei an der Elbe eine immer geringere Rolle. So lag die Zahl der Leiharbeiter im Oktober mit rund 30 000 um 216 unter dem Vorjahreswert. Als Hintergrund für diese Entwicklung gilt zunächst die Übernahme von Fachkräften durch die Unternehmen, in denen diese zuvor gearbeitet hatten. "Aber auch die Diskussion über die gleiche Bezahlung der Zeitarbeiter und einen zeitlich begrenzten Einsatz dieser Kräfte spielt sicher eine Rolle", sagte Fock. Daher seien die Firmen nun stärker daran interessiert, Zeitarbeiter auch zu übernehmen.

Die positive Tendenz auf dem Arbeitsmarkt gilt dabei nicht nur für Hamburg, sondern auch bundesweit. So erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen zwar gegenüber November um 67 000 auf 2,78 Millionen und die Quote stieg von 6,4 auf 6,6 Prozent. Doch der Zuwachs sei schwächer ausgefallen als in den Vorjahren, teilte die Bundesanstalt gestern mit. Dazu kommt: Auch auf ganz Deutschland bezogen lag die Zahl der Menschen ohne Job im Dezember um 231 000 unter dem Vorjahreswert. "Der Arbeitsmarkt hat sich auch zum Jahresende positiv entwickelt. Wir könne auf ein gutes Jahr zurückblicken", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosigkeit lag 2011 auf dem niedrigsten Stand seit 1991 und seit der Wiedervereinigung waren nicht mehr so viele Menschen beschäftigt. Die Bundesagentur schließt das Jahr nun statt mit einem erwarteten Defizit von 5,4 Milliarden Euro sogar mit einem Überschuss von 100 Millionen Euro ab. So braucht die Behörde voraussichtlich kein Darlehen beim Bund aufnehmen.

In diesem Jahr soll sich die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fortsetzen. So erwarten Experten, dass die Zahl der Arbeitslosen bundesweit weiter unter drei Millionen bleibt - selbst wenn das Wachstum kaum mehr als ein Prozent erreichen sollte. Für Hamburg ist Agenturchef Fock überzeugt, ähnlich gut wie 2011 abschneiden zu können: "Die Zahl von durchschnittlich 72 491 Arbeitslosen wollen wir 2012 halten."

Ausbildungsbewerber können sich bei derArbeitsagentur unter 040/2485 1113 melden.