München/Hamburg. Paukenschlag bei der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE): Der als Sanierer von der Deutschen Bank geholte Axel Wieandt ist überraschend nach nur eineinhalb Jahren als Vorstandschef zurückgetreten. Der Bankenrettungsfonds des Bundes SoFFin teilte mit, der 43-Jährige sei auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden worden. Als Grund nannte die HRE unterschiedliche Auffassungen zwischen Wieandt und dem SoFFin "bezüglich der Geschäftsleitung".

Insidern zufolge hatte Axel Wieandt, früher Strategiechef unter Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, mehr Freiheit gegenüber dem SoFFin gefordert. Auch zur Vergütung gebe es unterschiedliche Positionen. Wohin Wieandt geht, war zunächst nicht zu erfahren.

"Wir nehmen die Entscheidung von Herrn Dr. Wieandt mit Bedauern zur Kenntnis", erklärte SoFFin-Chef Hannes Rehm. Wieandt habe mit der "Stabilisierung der HRE und der Einleitung der Restrukturierung des Konzerns während der Finanzmarktkrise eine überaus schwierige Aufgabe übernommen und hierbei sehr gute Arbeit geleistet".

Wieandt entstammt einer Bankerfamilie. Sein 2007 verstorbener Vater Paul war Vorstandschef und Sanierer der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG), galt als graue Eminenz des deutschen Kreditwesens schlechthin, deren Rat in schwierigen Situationen immer wieder gefragt war. Seine Schwester Dorothee ist Partnerin bei der Investmentbank Goldman Sachs und zugleich verheiratet mit Commerzbank-Chef Martin Blessing.

Wieandts Amt soll "bis auf Weiteres" die Managerin Manuela Better (49), die seit 2004 im Vorstand des Baufinanzierers sitzt, übernehmen. "Zu gegebener Zeit" werde der Aufsichtsrat über Wieandts Nachfolge entscheiden, teilte die HRE mit. Manuela Better ist im HRE-Vorstand zuständig für Risikomanagement. Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau, dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München und Augsburg sowie einer Traineeausbildung bei der Bayerischen Vereinsbank (heute HypoVereinsbank) begann Better dort ihre Karriere.

Die HRE musste in der Finanzkrise mit Hilfen in Höhe von rund 100 Milliarden Euro gestützt werden und ist zum Symbol gescheiterter Banken geworden. Fehlspekulationen der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa hatten den einstigen DAX-Konzern mehrfach an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Es ist in Deutschland der größte Sanierungsfall der Finanzkrise. Es war befürchtet worden, dass eine Pleite der HRE viele andere Geldhäuser mit in den Abgrund gerissen hätte.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden im Zuge der Rettung komplett erneuert. Wieandt und sein Team sollten die Bank gesundschrumpfen und wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Heute soll die Bilanz für 2009 veröffentlicht werden. Finanzkreisen zufolge ist abermals ein Milliardenverlust angefallen. Er soll sich aber auf weniger als2,5 Milliarden Euro halbiert haben. Schwarze Zahlen erwartet die HRE frühestens für das Jahr 2012.