Die Griechische Regierung ist zu weiteren Einschnitten bereit. Führende Manager spekulieren, wie sie aus der Krise Pofit schlagen können.

Hamburg. Die Europäische Union (EU) ist noch nicht zufrieden mit den Sparanstrengungen der Griechen und zieht die Daumenschrauben fester. Das Land müsse "in den nächsten Tagen zusätzliche Maßnahmen ankündigen", um die immensen Staatsschulden abzubauen, forderte Währungskommissar Olli Rehn gestern in Athen. Griechenlands Finanzminister Giorgios Papakonstantinou erklärte nach dem Gespräch mit Rehn, die Regierung sei zu weiteren Einschnitten bereit.

Offenbar glaubt man in Brüssel jedoch nicht, dass die Griechen die Schuldenmisere aus eigener Kraft bewältigen können. Unter der Führung Deutschlands und Frankreichs werde an einem Plan gearbeitet, griechische Anleihen im Volumen von 20 Milliarden bis 30 Milliarden Euro anzukaufen, berichtet das "Wall Street Journal". Ein solcher Schritt könnte helfen, das Vertrauen in den Euro zu stärken, der immer stärker ins Visier von Spekulanten zu kommen droht:

Führende Manager großer Hedgefonds sollen - wie berichtet - darüber beraten haben, wie sie von der Griechenland-Krise profitieren können, etwa indem sie gegen den Euro spekulieren, dessen Kurs seit Dezember 2009 von 1,51 Dollar auf weniger als 1,35 Dollar gesunken ist. Der Name eines der an dem Treffen in New York beteiligten Hedgefonds lässt aufhorchen: Soros Fund Management. Der US-Investor George Soros hatte im Jahr 1992 gegen das britische Pfund gewettet - mit Erfolg. Großbritannien musste das Europäische Währungssystem verlassen, Soros soll damals mehr als eine Milliarde Dollar verdient haben.

Damit sich dies nicht im großen Maßstab wiederholt, drohte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker nun den Spekulanten. "Wir haben die Folterwerkzeuge im Keller, und wir zeigen sie, wenn es nötig ist", sagte Luxemburgs Ministerpräsident dem "Handelsblatt". Offen blieb, wie er gegen Spekulanten vorgehen will.

Eines der klassischen Instrumente der Hedgefonds, mit denen sie von sinkenden Kursen profitieren können, sind Leerverkäufe, wie sie auch Soros damals nutzte: Er lieh sich am Devisenmarkt gegen Gebühr etliche Milliarden Pfund und verkaufte sie sofort in der Hoffnung, sich kurz vor dem festgelegten Rückgabetermin zu einem niedrigeren Kurs wieder eindecken zu können. Die Rechnung ging auf, nicht zuletzt weil die milliardenschweren Verkäufe den Pfund-Kurs drückten.

Doch eine Wette gegen den Euro wäre erheblich schwieriger, sagte Finanzmarktexperte Wolfgang Gerke dem Abendblatt: "Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Euro sind besser als die des Pfund im Jahr 1992, außerdem ist das Handelsvolumen sehr viel größer." Von den rund 3000 Milliarden Dollar, die täglich rund um die Welt im Devisenhandel umgesetzt werden, entfällt etwa ein Drittel auf Geschäfte zwischen Euro und Dollar.

Einfacher ist es, direkt gegen Griechenland zu spekulieren, was indirekt aber auch den Euro schwächt. Dazu können die Spekulanten Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) nutzen. Dies sind Finanzmarktinstrumente, die von großen Investmentbanken verkauft werden und die dem jeweiligen Besitzer eine Entschädigung garantieren, wenn Griechenland den Schuldendienst auf bestimmte Anleihen einstellen sollte. Steigt der Wert dieser Versicherungen stark an, weil Hedgefonds sie zu spekulativen Zwecken ankaufen, dann wird dies am Finanzmarkt als Anzeichen gewertet, dass ein Staatsbankrott Griechenlands wahrscheinlicher wird. Die Folgen: Die Nachfrage nach den CDS zieht erst recht an - und die Griechen müssen auf neue Anleihen noch höhere Zinsen zahlen.

"Diese CDS-Spekulationen sind Geschäfte übelster Art", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel von der Universität Bremen. "Aber am Finanzmarkt wird man über Junckers Drohung nur lachen. Er hätte schon sagen müssen, welche Folterinstrumente er denn meint."