Der Teilverkauf der früheren Tochter beschert dem Konzern in Hannover unter dem Strich Gewinn. Touristikgeschäft wächst.

Hamburg/Hannover. Der TUI-Konzern in Hannover muss vorerst weiter mit seiner verlustreichen Beteiligung an der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd kalkulieren. Darüber kann auch die Einnahme aus dem Teilverkauf von Hapag-Lloyd nicht hinwegtäuschen, die TUI im Frühjahr 1,1 Milliarden Euro brachte. Immerhin sicherte sie dem Konzern für die ersten neun Monate dieses Jahres einen Nettogewinn von rund 400 Millionen Euro.

Der TUI-Vorstand präsentierte gestern in Hannover die aktuellen Zahlen. Mit dieser Bilanz stellt der Konzern um auf ein neues Geschäftsjahr, das dem Reisemarkt angepasst wird und das nun im September endet. Im Kerngeschäft Touristik steigerte TUI den Gewinn auf rund 700 Millionen Euro leicht. Die verbliebenen Anteile an Hapag-Lloyd wiederum bescherten dem Konzern rund 300 Millionen Euro operativen Verlust. Die TUI-Aktie schloss gestern mit rund 3,3 Prozent im Plus bei 5,42 Euro.

TUI wollte sich ursprünglich komplett von der Containerschifffahrt trennen. Der Verkauf an das Hamburger Konsortium Albert Ballin fiel jedoch mit der schwersten Schifffahrtskrise seit Jahrzehnten zusammen. Um das Geschäft nicht platzen zu lassen, behielt TUI zunächst einen maßgeblichen Anteil an der Reederei und stützte das Unternehmen zusätzlich mit Krediten und der Beteiligung an einer Kapitalerhöhung. Bis zum Jahr 2012 kann TUI die verbliebenen Anteile schrittweise verkaufen. Das Hamburger Konsortium, dem auch die Stadt angehört, hat dabei jeweils ein Vorkaufsrecht. Über den heutigen Wert der Anteile angesichts der Branchenkrise in der Schifffahrt sagte TUI-Finanzvorstand Rainer Feuerhake gestern nichts, sondern merkte lediglich an: "Die Containerlinien werden wieder ihren Rhythmus finden und ertragreich werden." Das wirke sich auch auf deren Wert aus.

Hapag-Lloyd fuhr in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen operativen Verlust von 675 Millionen Euro ein, gegenüber 212 Millionen Euro Gewinn im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. TUI-Konzernchef Michael Frenzel verwies auf die zuletzt wieder gestiegenen Frachtraten, die Transportpreise für die Container: "Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, sehen wir die Chance, dass Hapag-Lloyd früher als noch vor wenigen Wochen erwartet wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt."

Belastbare Anhaltspunkte für eine Trendwende am Schiffsmarkt gibt es allerdings nicht. Der Welthandel, der zum größten Teil mithilfe von Seeschiffen abgewickelt wird, ist in diesem Jahr nach Angaben der Welthandelsorganisation WTO gegenüber 2008 um rund zwölf Prozent geschrumpft. Die Entwicklung des kommenden Jahres hängt laut WTO vor allem davon ab, ob und wie schnell eine Reihe von Staaten ihre Konjunkturprogramme zurückfahren.

Die Schifffahrt leidet zudem unter selbst geschaffenen Überkapazitäten. Nach wie vor kommen vor allem in Größenklassen für die Interkontinentalverkehre viele bereits lange bestellte Schiffe auf den Markt und drücken auf die Transportpreise. Das durchkreuzt Bemühungen der Reedereien, die Frachtraten anzuheben.

Die Containertransportpreise waren nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) aus der vorvergangenen Woche im zurückliegenden Jahr um durchschnittlich 50 Prozent gesunken. Der VDR-Vorsitzende und Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt hatte anlässlich der VDR-Jahresbilanz mitgeteilt, er rechne auch für 2010 mit einem Krisenjahr für die Schifffahrt. Ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass rund 40 Prozent der bereits laufenden Containertransportkapazität als Aufträge für neue Schiffe in den Büchern der Werften stehen. Bei den asiatischen Großwerften hatten die Reedereien bislang kaum Erfolg damit, Schiffe abzubestellen oder deren Ablieferung zu verzögern. Der Aufwärtstrend bei den Frachtraten sei noch "sehr fragil und kein klares Anzeichen für eine Erholung des Handels", heißt es beim Fachdienst Clarkson Research.

Im Touristikgeschäft sieht es nach Ansicht von TUI-Konzernchef Frenzel deutlich besser aus: "Unser Touristikgeschäft ist im Kern gesund", sagte er. "Nach Jahren einer sehr starken Wachstumsorientierung hat sich die Branche jetzt zu einer renditeorientierten Industrie gewandelt." Für 2010 erwarte er trotz anhaltender Wirtschaftskrise eine stabile Bilanz.