Kunden wurde unter anderem Gold als sichere Anlage empfohlen. Haspa bekam die Note “ausreichend“.

Hamburg. Mehr als 50 000 Anleger in Deutschland haben leidvolle Erfahrungen mit ihren Kreditinstituten gemacht. Im Vertrauen auf die Tipps von Bankberatern kauften sie vermeintlich sichere Zertifikate von Lehman Brothers. Mit dem Zusammenbruch des US-Investmenthauses am 15. September 2008 kam die Ernüchterung. Die Papiere wurden wertlos, die privaten Investoren verloren ihren Einsatz, zusammen geschätzt rund eine Milliarde Euro.

Obwohl seither gut ein Jahr vergangen ist, scheint sich die Beratungsqualität nicht wesentlich verbessert zu haben. Unsichere Geldanlagen werden nach wie vor als sicher beworben. Dies hat ein Praxistest der Stiftung Warentest bei 21 Banken und Sparkassen ergeben. Selbst elementarste Fragen, die das Wertpapierhandelsgesetz vorschreibt, wurden nicht beachtet. Einige Institute ermittelten weder den finanzielle Status ihrer Kunden, noch klärten sie umfassend über die Produkte und Risiken auf.

"Die Beratung ist nach wie vor so schlecht wie ihr Ruf. Die Banken haben sich blamiert", fasst der Chefredakteur von "Finanztest", Hermann-Josef Tenhagen, das Ergebnis zusammen. "Kein Institut erhielt das Qualitätsurteil ,gut'. Es gibt keinen Testsieger." Die Hamburger Sparkasse landete immerhin im oberen Drittel mit einem "ausreichend". Sprecherin Stefanie von Carlsburg sagte, sie nehme den Test sehr ernst, kenne aber noch nicht alle Details.

Die Testkunden führten insgesamt 147 Beratungsgespräche. Bei jeder Bank und Sparkasse wurden sieben verschiedene Filialen besucht. Die Tester gaben an, dass sie 30 000 Euro für fünf Jahre sicher anlegen wollten. Dabei wünschten sich die Kunden eine Rendite von vier Prozent. keine leichte Aufgabe in diesen unsicheren Zeiten. "Fakt ist sogar", so Stephan Kühnlenz, Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen, "eine Rendite von vier Prozent war mit sicheren Anlagen in unserem Testzeitraum überhaupt nicht zu erreichen."

Ein guter Berater hätte also seinen Kunden darüber aufklären müssen, dass er bei dieser Zielvorstellung entweder auf die absolute Sicherheit des Geldanlageproduktes oder auf einen Teil der Rendite verzichten müsse, so der "Finanztest"-Experte. "So hohe Renditen sind derzeit, wenn überhaupt, nur mit riskanteren Papieren wie nachrangigen Schuldverschreibungen oder Aktienfonds zu erreichen, bei denen man aber auch Geld verlieren kann. Tatsächlich sichere Anlagen bringen derzeit dagegen maximal drei Prozent Rendite", so Kühnlenz. Doch auf diesen Grundkonflikt hat kaum ein Berater seine Kunden offen hingewiesen. Nur die Kreissparkasse Köln habe ausschließlich Produkte mit Einlagensicherung empfohlen, wie Sparbriefe, Festgeld oder andere Festzinsangebote - mit einer Rendite von immerhin 3,05 Prozent auf fünf Jahre.

Andere Banken empfahlen ihren Kunden sogar, ihr Geld komplett in Gold anzulegen, obwohl der Preis des Rohstoffs stark schwanke. Andere verkauften Bausparverträge, an denen vor allem die Bank mit Provisionen verdiene oder Rentenversicherungen, über deren Erlöse man auf keinen Fall nach fünf Jahren verfügen kann. Hinzu kam, dass Berater derselben Bank oder Sparkassen ganz unterschiedliche Produkte empfahlen. "Anlagen sollten aber nicht nach dem Zufallsprinzip erfolgen."

Wer viel Geld anlegen wolle, sollte sich heute nicht auf eine Bank alleine verlassen, da die Berater dort auch immer Verkäufer seien, rät Kühnlenz. Vielmehr sollte der Rat von unabhängigen Beratern oder der Verbraucherzentrale hinzugezogen werden.