Die Autobauer werden im kommenden Jahr eine Million Fahrzeuge weniger verkaufen. Die größten Verlierer könnten die Premium-Hersteller sein.

Hamburg. Trotz der guten Absatzzahlen in diesem Jahr stellt sich bei den Autobauern und beim Kfz-Handel keine Freude ein. Zwar wird 2009 einer Studie des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen zufolge mit hochgerechnet 3,829 Millionen Neuzulassungen das drittbeste Autojahr sein, das in Deutschland je erreicht wurde. Nur 1991 und 1992, in den Jahren nach der Wiedervereinigung, waren die Zahlen noch höher (4,159 Millionen beziehungsweise 3,939 Millionen).

Doch die gedämpfte Stimmung in der Branche hat ihren guten Grund: "Das Jahr 2010 wird grausam", erwartet Dudenhöffer. Nach seiner Einschätzung wird der Absatz in den kommenden zwölf Monaten um knapp eine Million Wagen zurückgehen. "Es wird der größte Einbruch sein, der jemals im deutschen Automarkt beobachtbar war."

Dabei würden die "extremen Verwerfungen durch die Abwrackprämien-Blase" langfristigen Schaden erzeugen. Auffällig ist, dass Dudenhöffers Studie zufolge die nach absoluten Verkaufszahlen größten Verlierer des Jahres 2009 drei Premium-Hersteller sein werden. Demnach kann Mercedes 41 422 Autos weniger auf dem deutschen Markt absetzen als 2008 (minus 12,6 Prozent), gefolgt von BMW (minus 33 280 Autos beziehungsweise 13,1 Prozent) und Audi (minus 13 021 Autos).

Auf der anderen Seite ist Volkswagen mit einem Mehrabsatz von fast 200 000 Wagen (plus 32,2 Prozent) der große Gewinner, mit deutlichem Abstand dahinter rangiert Opel. Die schlingernde General-Motors-Tochter verkaufte knapp 83 000 Autos mehr (plus 32,1 Prozent).

Unter den einzelnen Typen waren der VW Golf sowie sein Schwestermodell Jetta nach Angaben des Bundesamts für Ausfuhrkontrolle und Wirtschaft die Favoriten der Käufer, die sich mit der sogenannten "Umweltprämie" einen neuen Pkw zulegten: Für diese Modelle entschieden sich 10,5 Prozent der Kunden, an zweiter Stelle rangiert der Skoda Fabia, gefolgt vom VW Polo und dem Opel Astra.

Relativ gesehen legten allerdings vier andere Hersteller mit eher günstiger Produktpalette im Abwrackprämienjahr 2009 besonders stark zu, wie aus der Dudenhöffer-Studie hervorgeht. Dies sind Dacia (plus 236,3 Prozent), Lada (plus 106,2 Prozent), Fiat (plus 87,1 Prozent) und Hyundai (plus 80,1 Prozent).

Im nächsten Jahr dreht sich das Bild nach Einschätzung des Auto-Professors jedoch um. Nennenswerte Absatzzuwächse dürften dann allenfalls BMW (plus 5,1 Prozent) und Porsche (plus 5,5 Prozent) erwarten, während die vier genannten Günstig-Hersteller Einbrüche zwischen 40 und mehr als 50 Prozent hinzunehmen hätten und der Marktführer VW (minus 25,8 Prozent) sehr stark leiden werde.

Weltweit erwartet VW-Chef Martin Winterkorn jedoch für 2010 eine leichte Belebung des Markts. "Ich rechne damit, dass unsere Branche ein oder zwei Millionen Autos mehr verkauft als in diesem Jahr", sagte Winterkorn der "Wirtschaftswoche". Das Wachstum werde allerdings in Märkten mit geringeren Gewinnspannen erzielt, vor allem in China, Brasilien, Indien und möglicherweise auch in Russland.