Lubmin. Kurz nach EnBW hat erneut ein Versorgungsunternehmen Pläne für den Bau eines Kohlekraftwerks in Deutschland aufgegeben. Der dänische Energiekonzern Dong Energy verzichtet auf eines der größten derartigen Projekte hierzulande. Das entschied der Aufsichtsrat am Freitag in Kopenhagen. Das 2,3 Milliarden Euro teure Kraftwerk in Lubmin bei Greifswald sollte aus zwei Blöcken mit je 800 Megawatt Leistung bestehen. Für das Vorhaben hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgesprochen.

Erst am Mittwoch hatte der EnBW-Konzern die Pläne für den Bau eines Kohlekraftwerks im niedersächischen Dörpen gestoppt. Insgesamt sind in Deutschland im zurückliegenden Jahr aus unterschiedlichen Gründen zehn Projekte für Kohlekraftwerke gescheitert.

Dem Rückzug des mehrheitlich im Besitz des dänischen Staates befindlichen Unternehmens Dong gingen Proteste von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen voraus. Bereits im Oktober hatte Dong Pläne zum Bau eines Kraftwerks in Emden aufgegeben und das mit sinkender Nachfrage und fallenden Strompreisen begründet. Zum Rückzug aus Mecklenburg-Vorpommern hieß es jetzt, man sei nicht mehr davon überzeugt, dass das Projekt den erforderlichen politischen Rückhalt genieße. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) wies diese Darstellung zurück. Die Landesregierung habe ein faires rechtsstaatliches Genehmigungsverfahren sichergestellt. "Es ist die freie Entscheidung von Dong Energy, sich aus dem Kraftwerksprojekt zurückzuziehen", betonte Sellering.

Das im Jahr 2007 begonnene Genehmigungsverfahren hatte sich immer wieder in die Länge gezogen. Die Liste der von den Genehmigungsbehörden verlangten Auskünfte hatte das Unternehmen bis zuletzt nicht vollständig abgearbeitet. Im Fokus standen vor allem Auswirkungen des Kraftwerks auf die Natur an der Ostseeküste.