Initiative der Stadt zeigt Wirkung. Vertrauliche Gespräche mit den Reedereien. Kommt China Shipping zurück an die Elbe?

Hamburg. Einen seiner Vorschläge, die Krise im Hafen zu bewältigen, hat Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) bereits vorgestellt: Das Hafengeld für die Containerfrachter soll sinken, wenn mehr Ladung an Bord ist oder Boxen per Zubringer weitertransportiert werden. Zudem ist geplant, ab 2011 auch den Einsatz besonders sauberer Schiffe zu honorieren. Doch für die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens ist das nur ein kleiner Schritt. Denn die Stadt kann mitsamt den bis 2012 ausgesetzten Preiserhöhungen bei den Hafenlotsen allenfalls zehn Prozent der Kosten der Reeder beeinflussen. Zu wenig, wie Experten meinen. Entscheidend sind vielmehr die Preise im Umschlag auf den Terminals der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und bei Eurogate. Doch auch bei ihnen sinken nach Abendblatt-Informationen bereits die Tarife.

"Die öffentliche Hand hat sich bewegt, jetzt tut sich etwas bei den Umschlagsbetrieben", sagt Klaus Bültjer, Geschäftsführer der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten, die eng mit Reedereien zusammenarbeitet. "Durch sinkende Preise und Flexibilität setzen die Terminals bereits ein Signal, um wieder Verkehre in den Hafen zu holen", sagt auch Frank Horch, der Präses der Handelskammer. Man habe mit allen Beteiligten Anbietern im Hafen gesprochen, auch mit der HHLA und Eurogate. "Die beiden Umschlagsfirmen haben wir gebeten, bei bilateralen Verhandlungen mit den Reedereien das Interesse der Stadt zu beachten", so Horch. Es bewege sich bereits etwas.

"Alle Anbieter im Hafen müssen an den Kosten arbeiten", sagt Hafenexperte Christian A. Engelken, Vorstand der Zoll Pool AG, die für ihre mittelständischen Mitglieder Bürgschaften bereitstellt. Hamburg-Süd-Chef Ottmar Gast begrüßt zwar das geringere Hafengeld, stuft es aber nur als "kleine Erleichterung bei den Gesamtkosten beim Anlauf in Hamburg" ein. "Die Terminals müssen mit den Preisen runter, weil das ein deutliches Stück mehr helfen würde", sagt ein anderer Hamburger Reeder dem Abendblatt.

In ihre individuell mit den Reedereien ausgehandelten Abkommen lassen sich die HHLA und auch Eurogate nicht hineinschauen. "Wir sind bei auslaufenden Verträgen mit den Reedereien im Gespräch und wollen unsere Mengen halten", sagte ein HHLA-Sprecher dem Abendblatt. "Wir wollen aber keinen Preiskrieg." Eurogate äußerte sich gestern nicht.

Klar ist: Die HHLA, die in den ersten neun Monaten des Jahres 35 Prozent weniger Container umschlug, hat noch immer 72 Millionen Euro Gewinn gemacht. "Daran sieht man, wie viel Luft noch drin ist", so Engelken. "Die Terminals werden reagieren."

Doch für die Stadt, die mit 68 Prozent die Mehrheit an der HHLA hält, würden sinkende Umschlagspreise gleichzeitig geringere Einnahmen bedeuten. Und dies vor dem Hintergrund, dass Hamburg allein bis 2013 sechs Milliarden Euro an Steuereinnahmen fehlen werden und der Schuldenstand auf 22 Milliarden Euro gestiegen ist. Die Stadt ist in einer Zwickmühle: Günstigere Tarife bergen immer auch das Risiko sinkender Einnahmen. Die Wirtschaftsbehörde wollte sich zu dem Problem gestern nicht äußern.

Besonders wichtig für den Hafen ist laut Experten der Verkehr mit Zubringer-Frachtern (Feeder), die die Boxen von Frachterriesen weiter transportieren. So soll etwa die Feeder-Flotte der chinesischen Reederei China Shipping wieder von Zeebrügge nach Hamburg geholt werden. Derzeit rechnet man in der Hamburger Reederei-Zentrale noch.