Berlin. Die deutschen Verbraucher können vorerst nicht mehr mit stabilen Preisen rechnen. Die Kosten für die Lebenshaltungzogen im November nach viermonatiger Pause erstmals wieder an. Das Statistische Bundesamt korrigierte gestern die zunächst ermittelte jährliche Teuerungsrate von 0,3 auf 0,4 Prozent nach oben. Im Oktober hatte die Rate noch 0,0 Prozent betragen, im Juli waren es sogar minus 0,5 Prozent. Im direkten Vergleich von Oktober zu November verringerte sich der Preisindex leicht um 0,1 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Staaten der EU eine Jahresrate von knapp unter 2,0 Prozent an.

Für die nächsten Monate rechnen Experten weiter mit einer niedrigen Inflation. "Die Zeiten sinkender Preise sind zwar vorbei", sagte der Konjunkturchef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Kai Carstensen. "Aber auf die Verbraucher kommt nur eine minimale Teuerung zu." So erwarten die fünf von der Bundesregierung berufenen Wirtschaftsweisen im Sachverständigenrat für 2010 eine Inflationsrate von 1,2 Prozent - nach 0,3 Prozent für 2009. Grund für den vergleichsweise geringen Preisauftrieb sei die schwache Nachfrage, sagte Ifo-Konjunkturchef Carstensen: "Die Firmen können mehr produzieren, als der Markt im Moment aufnehmen kann. In einer solchen Situation lassen sich Preiserhöhungen kaum durchsetzen."

Viele Verbraucher halten derzeit wegen sinkender Reallöhne und aus Furcht vor steigender Arbeitslosigkeit ihr Geld zusammen. Das Konsumklima hatte sich deshalb eingetrübt.

Für die Verbraucher gab es im November teils große Unterschiede im Vergleich zum Vorjahresmonat. Lebensmittel wurden im Schnitt 2,2 Prozent billiger. Tiefer in die Tasche greifen mussten jedoch Raucher. Denn die Preise für Tabakwaren stiegen innerhalb eines Jahres um 5,5 Prozent.

Die Energiepreise entwickelten sich unterschiedlich: Superbenzin wurde 9,6 Prozent teurer, Diesel dagegen 6,2 Prozent billiger. Insgesamt wurde Energie im Schnitt um 2,5 Prozent günstiger angeboten. Daher hätte die jährliche Teuerung ohne die Preisschwankungen in diesem Bereich bei 0,7 Prozent gelegen.