Detroit. Nach dem zweiten Führungswechsel beim Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) in diesem Jahr gibt es erneut Fragezeichen im Hinblick auf die Zukunft des deutschen Autobauers. Nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will GM für die Sanierung von Opel lediglich 600 Millionen Euro eigenes Geld einsetzen. Die übrigen 2,7 Milliarden Euro sollen die europäischen Steuerzahler aufbringen.

General Motors hat der Bundesregierung zudem Eckpunkte für ein Restrukturierungskonzept vorgelegt. Allerdings gebe das Papier "zu keiner der für die Zukunft von Opel wichtigen Fragen" eine Antwort, so Brüderle. Unklar sei etwa, welchen eigenen Gestaltungsspielraum Opel in Zukunft haben werde und wie ein Abfluss staatlicher Mittel in die USA verhindert werden solle.

Bei GM übernahm der als harter Sanierer bekannte Chef des Verwaltungsrats, Ed Whitacre, vorerst das Ruder. Vorstandschef Fritz Henderson trat nach nur acht Monaten an der Spitze von GM in der Nacht zum Mittwoch überraschend zurück (Abendblatt berichtete). "Alle Beteiligten stimmen darin überein, dass Veränderungen notwendig sind", sagte der 68-jährige Whitacre, vormals Chef des Telekommunikationsriesen AT & T.

GM müsse zur Profitabilität zurückkehren und die US-amerikanischen und kanadischen Staatshilfen so schnell wie möglich zurückzahlen. Whitacre will den Autobauer nur übergangsweise führen. Er kündigte an, GM beginne nun international mit der Suche nach einem neuen Vorstandschef. Nach Angaben von Insidern war der GM-Verwaltungsrat aufgebracht darüber, dass der kriselnde Konzern nicht schneller in die Gewinnzone zurückkehrte. Henderson soll nach Angaben von Vertrauten frustriert gewesen sein, weil er über nur wenig Rückhalt im Verwaltungsrat verfügte und sich von der US-Regierung bedrängt fühlte, den Wandel bei GM zu beschleunigen. Der GM-Boss war zudem mit dem Verkauf von Opel an den kanadischen Zulieferer Magna am Widerstand des Verwaltungsrats gescheitert.

Die Auswirkungen des Führungswechsels auf Opel waren zunächst unklar. Gestern traten auch Opel-Finanzchef Marco Molinari und Aufsichtsratsmitglied Bob Lutz zurück, nach Konzernangaben auf eigenen Wunsch. GM-Europachef Nick Reilly versuchte, die Gemüter zu beruhigen: "Was unsere Arbeit hier in Europa betrifft, hat sich nichts verändert." Das Management setze seine Bemühungen fort, das Geschäft von Opel profitabel zu machen.