Der Flugzeugbauer Airbus denkt offenbar ernsthaft darüber nach, aus dem Projekt des Militärtransporters A400M auszusteigen.

Toulouse/München. Wegen erheblicher Kostenrisiken denken Airbus und der Mutterkonzern EADS nun offenbar ernsthaft an den Ausstieg aus dem Projekt des Militärtransporters A400M. Zwar müsste der Flugzeugbauer den Kundenstaaten in diesem Fall 5,7 Milliarden Euro zurückzahlen. Nach einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) soll das Prestigeprojekt aber 5,3 Milliarden Euro mehr kosten als geplant, hinzu kämen laut PwC weitere Risiken in Höhe von zwei bis vier Milliarden Euro, berichtet "Focus Online" . Der ursprüngliche Vertrag sieht einen Kostenrahmen von 20 Milliarden Euro vor, eventuelle Mehrkosten muss den früheren Vereinbarungen zufolge der Hersteller tragen.

Die Führung des Flugzeugbauers gehe aber nun davon aus, dass der A400M nur dann eine Chance habe, wenn die sieben am Projekt beteiligten europäischen Länder die Deckungslücke von 5,3 Milliarden Euro trotz der Vertragskonditionen übernähmen, heißt es in dem Bericht.

"Die Verhandlungen laufen, alles weitere sind Spekulationen", sagte ein EADS-Sprecher in Paris dazu. Er warnte zudem vor "Missinterpretationen von aus dem Zusammenhang gerissenen Zahlen", solange die Verhandlungen mit den Erstkunden Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Türkei, Belgien und Luxemburg laufen. Die Mehrkosten hingen vom Verlauf der Verhandlungen ab. Die Kunden wollen angeblich heute ihr weiteres Vorgehen abstimmen.

Der erste von 184 bestellten Militärtransportern sollte ursprünglich im September an Frankreich gehen, dürfte nun aber erst 2013 abgeliefert werden. Technische Probleme verzögerten die Entwicklung; jetzt steht der Erstflug unmittelbar bevor. Deutschland, mit 60 Flugzeugen größter Einzelkunde, verlangt ein finanzielles Entgegenkommen von EADS. Die Kunden sind sich aber untereinander bisher nicht einig.