Kiel. Mehr als vier Stunden haben Vertreter der Kittner-Gruppe im Kieler Wirtschaftsministerium mit den beteiligten Banken über ein Sanierungskonzept verhandelt, dann erzielten beide Seiten eine Einigung. Die drohende Insolvenz des angeschlagenen neuntgrößten deutschen Autohauses ist damit abgewendet. Für die nächsten zwei Jahre sei die Finanzierung geklärt, allerdings müssten noch einige Gremien zustimmen. Die endgültige Entscheidung soll heute Nachmittag feststehen, teilte das Unternehmen mit.

"Kittner hat damit eine Zukunft", sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU). Auf seine Initiative hin hatten sich beide Seiten im Ministerium zu einem "allerletzten Versuch" getroffen.

Dieser wurde gestern begleitet vom Protest von rund 250 Beschäftigten der Kittner-Gruppe. Sie hatten mit Trillerpfeifen und Plakaten am Rande der Gespräche für den Erhalt des Autohauses demonstriert. Auf Plakaten hieß es unter anderem "Rettet unsere Jobs", "Schönen Dank an die Bank" und "Wir sind Kittner".

Zu der Aktion hatte die Gewerkschaft IG Metall aufgerufen. "Die Banken dürfen die Beschäftigten nicht hängenlassen", sagte IG-Metall-Bezirksleiterin Jutta Blankau. Die Beschäftigten hätten "genug Opfer gebracht, jetzt sind die Banken und die Gesellschafter am Zuge". Das Sanierungskonzept habe bereits seit Wochen auf dem Tisch gelegen, sei aber an mindestens einer der Gläubigerbanken gescheitert, hieß es. Nach Gewerkschaftsangaben haben die Beschäftigten bereits auf Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Lohnerhöhungen in Höhe von 3,4 Millionen Euro verzichtet. Blankau: "Jeder Arbeitnehmer hat also im Durchschnitt mehr als 2700 Euro für die Sanierung des Unternehmens gegeben."

Das Unternehmen mit 30 Standorten in Norddeutschland hatte zuvor angekündigt, Insolvenz anmelden zu wollen. Managementfehler und weniger verkaufte Autos stürzten das Autohaus in finanzielle Schwierigkeiten. Kittner beschäftigt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 1250 Menschen.