Hamburg. Die geplante Übernahme von VW hat dem eigentlich profitabel arbeitenden Porsche-Konzern Milliardenverluste eingebracht, und jetzt bleiben auch noch die Käufer aus. Selbst in Hamburg, der Porsche-Hochburg Deutschlands, halten sich die Fans schneller Wagen neuerdings zurück. So hat das Raffay Porsche-Zentrum Hamburg in diesem Jahr bisher zehn Prozent weniger Sportwagen verkauft als im Vorjahreszeitraum, sagte Götz von Tschirnhaus, Geschäftsführer des Zentrums an der Eiffestraße. Der Automanager sieht auch noch keine Anzeichen für eine Belebung des Geschäfts. Dazu kommt, dass der Betrieb immer tiefer in die roten Zahlen rutscht. Die Gewinne im Handel und beim Hersteller sind unter Druck, weil selbst im Segment der 100 000-Euro-Autos inzwischen der Preiskampf ausgebrochen ist.

Neuerdings setzt Porsche sogar in der Werbung auf besonders günstige Konditionen, anstatt wie bisher Leistung und Sportlichkeit der Fahrzeuge in den Mittelpunkt zu stellen. Das Rabattniveau für die Sportwagen liege bei fünf Prozent, sagte von Tschirnhaus. Dennoch seien die Stellen der insgesamt 100 Beschäftigten im Porsche-Zentrum an der Eiffestraße und am Nedderfeld auch im nächsten Jahr sicher.

Die Zurückhaltung der Kunden spürt Porsche im weltweiten Verkauf allerdings noch stärker als in Deutschland. Der Hersteller verkauft traditionell mehr als die Hälfte der Produktion in den krisengeschüttelten USA, sodass der Absatz im vergangenen Geschäftsjahr um 23,7 Prozent auf 75 238 Autos einbrach.

Das ist aber bei Weitem nicht das einzige Problem für den Stuttgarter Autobauer. Denn der Konzern ist 2009, in dem Jahr, in dem Ferry Porsche 100 Jahre alt geworden wäre, durch das Desaster bei der geplanten VW-Übernahme tief in die roten Zahlen gefahren. Trotz eines Gewinns im Autogeschäft verbuchte die Porsche-Dachgesellschaft im Ende Juli beendeten Geschäftsjahr 2008/2009 einen Fehlbetrag von 3,6 Milliarden Euro. Insgesamt fielen Belastungen von mehreren Milliarden Euro an.

Ausschlaggebend für die roten Zahlen war zum einen, dass die Stuttgarter ihre Optionen auf VW-Aktien abgewertet hatten, um diese besser verkaufen zu können. Dies belastete das Ergebnis mit 2,5 Milliarden Euro. Außerdem musste Porsche durch die Erhöhung der Beteiligung an VW auf 50,76 Prozent den Wolfsburger Konzern erstmals voll konsolidieren. Dies führte zu Belastungen von 3,1 Milliarden Euro. Im Zuge der Fusion mit VW rechnet Porsche auch für 2009/10 mit einem Milliardenverlust. Porsche-Chef Michael Macht betonte aber dennoch die Chancen für Porsche unter dem Dach des VW-Konzerns. So sei ein Jahresabsatz von 150 000 Fahrzeugen langfristig durchaus eine realistische Größe. Dabei könnten die Sportwagen bald auch aus Osnabrück kommen: Nach Medienberichten sollen künftig Zehntausende Porsche-Fahrzeuge pro Jahr beim gerade von VW übernommenen, insolventen Hersteller Karmann gebaut werden.