Hamburger Unternehmen wie die Helm AG, Marquard & Bahls und Block House schaffen Stellen und haben den langfristigen Erfolg im Visier.

Hamburg. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schaffen von Familien bestimmte Firmen in Deutschland Arbeitsplätze. Das geht aus einer aktuellen Studie der Stiftung Familienunternehmen hervor, die gestern in Stuttgart vorgestellt wurde. "Diese Firmen sind Jobmotoren und wachsen auch in rezessiven Zeiten", sagte Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung. So haben die 500 größten von Familien kontrollierten Betriebe ihre Belegschaften zwischen 2006 und 2008, als die Krise schon deutlich zu spüren war, um jährlich durchschnittlich 2,2 Prozent erhöht. Dagegen sank die Zahl der Arbeitsplätze bei den nicht von Familieneigentümern geführten Firmen im Deutschen Aktien-Index (DAX) um je 2,6 Prozent, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Stiftung errechnet hat. Das Überraschende: "Dieser Trend hält 2009 an", sagte Stiftungs-Geschäftsführer Stefan Heidbreder, dem Abendblatt.

Gerade die großen Familienunternehmen würden sich in der Krise neue Wachstumsregionen wie etwa den Nahen Osten, Süd- und Lateinamerika, Südafrika oder Australien erschließen. Investieren für die Zukunft heißt die Devise. "Damit erhöht sich die weltweite Beschäftigung aber auch die Zahl der Stellen in Deutschland", so Heidbreder. Auch kleine Familienfirmen hielten ihre Belegschaften beisammen. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten bei den großen Familienunternehmen innerhalb von zwei Jahren von 2,1 auf 2,2 Millionen, während die Belegschaft der 26 nicht familiengeführten DAX-Firmen von 1,5 auf 1,4 Millionen Beschäftigte schrumpfte.

Gerade in Hamburg, wo viele Zentralen der Familienfirmen angesiedelt sind, schaffen diese selbst in der Krise Jobs. "Sie sind oft langfristiger ausgerichtet als börsennotierte Konzerne. Zudem legen sie großen Wert auf eine solide Finanzierung", sagt Tchibo-Sprecher Arnd Liedtke. Das Tchibo-Schwesterunternehmen Beiersdorf konnte 2008 seine Mitarbeiteranzahl von 21.100 auf 21.766 steigern und stemmt sich auch dieses Jahr besser als manche Konkurrenten gegen die Krise. Der Kaffeeröster selbst wird 2009 wohl weniger Umsatz als im Vorjahr erwirtschaften, aber den Gewinn steigern.

"Wir haben über die vergangenen Jahre hinweg stets Personal aufgestockt", heißt es auch vom Hamburger Mineralölhändler Marquard & Bahls. So hat sich die Belegschaft seit 2000 von 941 auf zuletzt 4200 vervierfacht. Zwar wuchs das mehrheitlich der Familie Weisser gehörende Unternehmen auch durch Zukäufe und Kooperationen. Die Zahl der Stellen in der Hamburger Zentrale stieg aber deutlich. Zudem wurde der Bereich Neue Energien aufgebaut und zuletzt auf 21 Arbeitsplätze aufgestockt. "Wir haben bereits Räume angemietet, weil die Zentrale nicht mehr ausreicht", so die Sprecherin.

"2009 wird das beste Jahr in der Firmengeschichte", sagt Dirk Block, Vorstand der Hamburger Block Gruppe (Steakhäuser, Nahrungsmittel). Nachdem Block die Zahl seiner Mitarbeiter seit Jahresanfang um 14 auf 1721 erhöht hat, will er im kommenden Jahr weitere 50 Arbeitsplätze schaffen. Ähnlich sieht es beim Chemikalienhändler Helm AG in der City Süd aus. "Unser Umsatz ist zwar rückläufig, aber das Ergebnis sehr zufriedenstellend", sagte der Chef und Eigentümer des Unternehmens, Dieter Schnabel, dem Abendblatt. Die Konsequenz: Ein kontinuierlicher Aufbau von Stellen. Allein in Hamburg wurden 2009 trotz schwerster Finanz- und Konjunkturkrise 20 neue Arbeitsplätze in Hamburg geschaffen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mittlerweile 1350 Frauen und Männer. Schnabels Motto: Gerade in schwierigen Zeiten dürfe man sich nicht kaputt sparen, sondern müsse für die Zukunft investieren.

Auch das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn (IFM) rechnet mit einer "stabilisierenden Wirkung" der Familienfirmen auf dem Arbeitsmarkt. "Gerade Fachleute wie Maschinendreher, Produktionsmeister oder Schichtführer werden von diesen Unternehmen gehalten, um nicht neu suchen zu müssen, wenn die Konjunktur anzieht", sagt IFM-Geschäftsführer Professor Frank Wallau.

Langfristige Strategien seien in der Branche weit verbreitet, so ZEW-Geschäftsführer Heidbreder. Frage man nach dem Ziel der Familienunternehmer, sei die Antwort meist eindeutig: Die Firma so gesund wie möglich an die nächste Generation zu übergeben.