München. MAN-Chef Hakan Samuelsson hat überraschend sein Amt als Vorstandschef des Lastwagen- und Maschinenbauers niedergelegt. Der Manager werde den Konzern auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung verlassen, teilte MAN gestern in München mit. "Samuelsson ist zu der Überzeugung gekommen, dass es zum Wohle des Unternehmens einen personellen Neuanfang auf höchster Ebene geben sollte."

Samuelssons Vertrag als MAN-Chef war erst im Februar um vier Jahre verlängert worden. Zum kommissarischen Nachfolger Samuelssons bestellte der Aufsichtsrat Vorstandsmitglied Georg Pachta-Reyhofen, der derzeit die Dieselsparte leitet. Zu den Gründen für den abrupten Wechsel wollte sich ein Konzernsprecher nicht äußern.

Hakan Samuelsson verkörpert wie kein anderer den Wandel des Maschinenbau- und Lastwagen-Konzerns MAN. Als der damals 49-jährige Schwede im Juli 2000 zunächst die Führung der MAN-Nutzfahrzeugsparte übernahm, galt der Münchener Konzern noch als behäbiger Gemischtwarenladen - mit Produkten von der Druckmaschine über den Linienbus bis hin zu Raumfahrtteilen. Und dank eines verlässlichen Großaktionärs-Konsortiums aus Allianz, Münchener Rück und Commerzbank schien sich daran eigentlich nichts ändern zu müssen. Doch kaum zehn Jahre später produziert MAN nur noch Lkw, Busse und Motoren. Damit passt der Fahrzeugkonzern perfekt ins Imperium von VW-Patriarch Ferdinand Piëch. Er ist MAN-Aufsichtsratschef, weil VW dort Großaktionär ist. Und er dürfte an dieser Personalentscheidung wie schon so häufig nicht ganz unbeteiligt sein. "Etwas Besseres hätte Herrn Piëch nicht passieren können. Ich wundere mich eigentlich, dass das so lange gedauert hat", sagt ein Branchenkenner zum Abgang des Schweden. Denn Samuelsson steht nicht nur für die Sanierung und Neuausrichtung des Unternehmens, sondern auch für die Eigenständigkeit von MAN - und sei genau deshalb Piëch im Weg, heißt es. Denn Piëch träumt von einem integrierten Konzern unter der Führung von VW, der weltumspannend alles vom Kleinwagen bis zum 40-Tonner anbietet.

MAN steht zugleich im Verdacht, den Verkauf von Lkw und Bussen jahrelang mit Schmiergeldern angekurbelt zu haben. Ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft sieht hier aber keinen Zusammenhang mit dem Wechsel: "Wir sind selbst überrascht." Gegen Samuelsson werde nicht als Beschuldigter ermittelt. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass sich der Fall ausweite.