Das 48-Millionen-Euro-Geschäft: Der Medienkonzern Burda beteiligt sich mit 25,1 Prozent an dem Hamburger Onlinenetzwerk Xing.

Hamburg. Mit dem flotten Spruch "Welcome hubert!" meldete sich Lars Hinrichs (32) gestern, wie es sich für einen Kommunikator des Internetzeitalters gehört, auf Twitter: Er habe einen Anteil von 25,1 Prozent an seinem Unternehmen Xing an Hubert Burda Digital verkauft, schrieb er in dem Kurznachrichtendienst weiter. Der Hamburger dürfte damit auch an diesem trüben November-Tag einigen Grund zur Freude haben. Der Verkauf spült ihm 48 Millionen Euro ins Portemonnaie.

Hinrichs hielt bislang 27,7 Prozent der Aktien und war damit nicht nur Gründer, sondern auch der größte Anteilseigner des Unternehmens mit Sitz am Gänsemarkt, das seinen Mitgliedern die Möglichkeit gibt, sich auf einer Internetseite mit Bild und Lebenslauf selbst vorzustellen und mit anderen Xing-Nutzern in Kontakt zu treten. Mit dem Rest von 2,6 Prozent bleibt Hinrichs weiterhin Minderheitsaktionär. Er war bereits vor einigen Monaten aus der Geschäftsführung ausgeschieden, sodass der Verkauf seiner Anteile für die Hamburger Internetszene nur noch eine Frage der Zeit war.

Der Partner Burda ist dagegen eine Überraschung für Brancheninsider, auch wenn der Zusammenschluss nicht unlogisch ist. Denn für beide Unternehmen dürften sich daraus strategische Vorteile ergeben. Schließlich sieht der Verlag das Investment nach eigenen Angaben nicht nur als Finanzbeteiligung. "Die Beteiligung ist ein wichtiger Schritt im Zuge des Ausbaus der digitalen Aktivitäten des Unternehmens", erklärte Verlagschef Hubert Burda. Denkbar ist etwa, dass Xing Burda-Inhalte etwa von "Focus" vermarktet. Allerdings hüllt sich der Verlag, der bisher 25 Prozent seines Umsatzes im Digitalbereich erwirtschaftet, zu solchen Plänen noch in Schweigen.

"Wir haben aggressive Wachstumspläne, die Burda unterstützt", sagte Xing-Chef Stefan Groß-Selbeck, der Hinrichs auf dem Chefsessel abgelöst hatte. So sei angepeilt, die Zahl der Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz von derzeit 3,6 Millionen in den nächsten Jahren zu verdoppeln.

Auch an der Börse kam der Deal gut an: Xing-Aktien legten zwischenzeitlich mehr als sieben Prozent zu. Burda Digital zahlte 36,50 Euro je Aktie - das ist ein Aufschlag von gut 15 Prozent zum Schlusskurs vom Dienstag.

Damit sind nun auch Gerüchte aus der Welt, dass sich Konkurrent LinkedIn aus Kalifornien an Xing beteiligt, um sich die acht Millionen Mitglieder für sein eigenes Netzwerk einzuverleiben. LinkedIn, das bald auch im E-Mail-Programm Outlook integriert sein wird, ist mit 51 Millionen Mitgliedern die weltweit größte Internetplattform für (Geschäfts-)Kontakte, wird aber beim Einstieg in Europa und speziell in Deutschland ausgebremst. Umgekehrt ist Xing in Deutschland Platzhirsch und verdient anders als viele andere Firmen der Branche seit Langem Geld, hat sich aber bei der Internationalisierung schwergetan.

Der Verkauf eines Onlinenetzwerks an einen Konzern aus der traditionell printorientierten Verlagswelt ist indes nichts Ungewöhnliches. So hatte sich schon 2005 Medienmogul Rupert Murdoch bei MySpace eingekauft, und StudiVZ wurde von Holtzbrinck übernommen.

Nach dem erfolgreichen Börsengang seiner 2003 als OpenBC gegründeten Firma mitten in der größten Internetkrise ist der Verkauf an Burda der zweite Coup, der Hinrichs zum Star der Branche und noch ein wenig reicher machte. Nachdem sich der Weinliebhaber schon immer als Vollblutunternehmer bezeichnete und vor einigen Monaten in den Aufsichtsrat von Xing gewechselt war, dürfte er nicht lange untätig bleiben. Auf seiner eigenen Xing-Seite gibt es dazu auch zarte Andeutungen: "Suche Talente für eine Neugründung", schreibt der Familienvater dort. Gestern wollte er sich allerdings im Gespräch mit dem Abendblatt nicht zu seinen Plänen äußern, nur so viel: "Wenn ich etwas mitzuteilen habe, werde ich es über Twitter bekannt machen."