Gut 1000 Anlagen in Hamburg möglich. Ökostromanbieter will Kundenzahl bis 2010 auf 100 000 steigern.

Hamburg. Kleine Einzelkraftwerke in Häusern, die Strom und Wärme liefern, und Windanlagen für den Hausgebrauch: Der Hamburger Ökostromanbieter Greenpeace Energy will mit neuen Konzepten zur Energiewende in Deutschland beitragen. "Wir wollen eine vollständige Stromversorgung aus sauberen Kraftwerken, ohne Kohle- und Atomstrom. Deshalb bauen wir neben dem Handel mit Ökostrom auch eigene Erzeugungskapazitäten auf", sagt Vorstand Robert Werner im Gespräch mit dem Abendblatt. So entstehe langfristig ein eigener Kraftwerkspark, aus dem die Kunden direkt mit Strom versorgt werden können. Ziel sei, dass jeder Neukunde nach maximal fünf Jahren vollständig aus sauberen Kraftwerken versorgt wird, die nicht älter als fünf Jahre sein dürfen.

Seit der Gründung hat Greenpeace Energy über seine Tochterfirma Planet Energy 61 Millionen Euro in Windparks im Norden sowie in Fotovoltaikanlagen in Süddeutschland investiert. Für das kommende Jahr sind drei weitere Anlagen geplant, darunter ein Windpark mit einer Kapazität von vier Megawatt in der Nähe von Uelzen.

Neben Wind und Sonne will das Unternehmen in Zukunft auch auf Geothermie, also die Nutzung von Erdwärme, setzen sowie auf Blockheizkraftwerke für Kraft-Wärme-Kopplung. Vor allem Hamburg hat Greenpeace Energy in diesem Bereich im Visier. "Vielleicht können wir mit dem neuen städtischen Anbieter Hamburg Energie gemeinsam Blockheizkraftwerke betreiben", sagt Werner. "Hamburg ist Deutschlands Ökostromhauptstadt", so Werner. Neben rund 40 verschiedenen Ökostromanbietern, für die die Hansestadt eine Art Testmarkt sei, gebe es mit Repower, Nordex, Vestas, Conergy oder Siemens zahlreiche Hersteller von Erzeugungsanlagen in der Stadt.

Greenpeace Energy kann sich vorstellen, künftig auch kleine Minianlagen für Einzelhäuser anzubieten. Das plant - wie berichtet - auch der Mitbewerber LichtBlick. "Unsere Kraftwerke würden aber noch kleiner sein, sodass sich die Umstellung auch für Einfamilienhäuser lohnt", so Werner. Zudem testet das Unternehmen im Hamburger Hafengebiet auf einem Lagergebäude von Greenpeace kleine Dachwindräder. Sie haben eine Kapazität von 3,6 bis zehn Kilowatt. "Solche kleine Anlagen können durchaus attraktiv sein", sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt beim Wirtschaftsforschungsinstitut DIW, dem Abendblatt. "Mit der Verteuerung von Strom aus fossilen Energieträgern werden sie wettbewerbsfähiger und durch technologischen Fortschritt immer besser."

Die kleinste Anlage hat einen Durchmesser von 1,2 Metern, kostet um die 20 000 Euro und würde sich in rund 15 Jahren amortisiert haben. Derzeit beteiligt sich Greenpeace an einer Studie, die das Potenzial solcher Anlagen gerade auch in Großstädten wie Hamburg ermitteln und darüber hinaus rechtliche Fragen klären soll. Zum Potenzial gehört die technische Verbesserungsmöglichkeit der Anlagen, sodass diese leiser und preisgünstiger werden. Allein in Hamburg könnten "weit über Tausend" solcher Dachwindräder installiert werden, ist sich Werner sicher.

Greenpeace Energy ist gesellschaftsrechtlich unabhängig vom gleichnamigen Umweltschutzverein. "Wir haben nur das Recht, den Namen Greenpeace zu nutzen und müssen uns bei unseren Stromangeboten an die Greenpeace-Kriterien halten", so Werner. Der Ökostromanbieter ist eine Genossenschaft mit zuletzt 18 000 Genossen, von denen jeder mindestens einen Anteilsschein im Wert von 55 Euro gezeichnet hat. "Allein in diesem Jahr sind 1260 weitere Genossenschaftsmitglieder zu uns gekommen", sagt Werner. Die Zahl der Kunden stieg um 5000, "wobei wir rund 1000 auf die Störfälle im Kernkraftwerk Krümmel zurückführen können", so Werner.

Kunden müssen übrigens nicht Genossen werden, wenn sie zu Greenpeace Energy wechseln wollen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 70 Mitarbeiter und hat seine Zentrale am Schulterblatt in Hamburg. Allein in diesem Jahr sind fünf Beschäftigte eingestellt worden, 2008 waren es zehn. Nach einem Umsatz von 60 Millionen Euro im vergangenen Jahr, peilt Werner für dieses Jahr 80 Millionen Euro an. Die Zahl der Kunden soll von jetzt rund 93 000 (darunter 5000 gewerbliche) auf 100 000 im Jahr 2010 steigen.