Rüsselsheim. Opel erhält mehr Eigenständigkeit und einen neuen Chef. Der Brite Nick Reilly, Topmanager des Mutterkonzerns General Motors, wird vorübergehend die Verantwortung für das Geschäft von Opel und Vauxhall in Europa übernehmen. Gleichzeitig habe die externe Suche nach einem neuen Chef für das Europageschäft begonnen, kündigte der US-Autokonzern gestern in Rüsselsheim an. GM-Boss Fritz Henderson stellte nach Angaben des Betriebsrats Opel mehr Unabhängigkeit von der Konzernmutter in Aussicht.

Der Brite Reilly werde "das europäische Führungsteam im Tagesgeschäft unterstützen und die Entwicklung einer Strategie für den langfristigen Erfolg von Opel/Vauxhall vorantreiben", erklärte der Konzern. Reilly bleibe zugleich Chef des in Shanghai sitzenden internationalen Geschäfts von GM. Nach dem gescheiterten Opel-Verkauf hatte der Konzern vergangenen Freitag mitgeteilt, dass der bisherige GM-Europachef Carl-Peter Forster den Konzern verlasse.

Opel-Chef Hans Demant bleibt Vorsitzender der Geschäftsleitung der deutschen Adam Opel GmbH und soll "während der Übergangsphase mit Nick Reilly zusammenarbeiten". Reilly sei dank seiner umfangreichen Erfahrungen mit den Marken Opel und Vauxhall der richtige Mann, das Unternehmen in der Übergangsphase zu führen und "an der schnellstmöglichen Normalisierung des Geschäftsbetriebs zu arbeiten", so Henderson.

Henderson bedauerte in einem ARD-Interview die Geschehnisse der letzten Wochen. Den Sanierungsbedarf von Opel bezifferte er auf drei Milliarden Euro. Eine Insolvenz des Autobauers nach dem Vorbild von GM sei in Deutschland nicht möglich, nicht machbar und nicht nötig, sagte Henderson den Angaben zufolge.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz erklärte nach einem Treffen mit Henderson, Opel solle in Europa wieder zu alter Stärke geführt werden, mit einem "hohen Maß an Unabhängigkeit und Eigenständigkeit innerhalb des GM-Konzerns". Dies habe Henderson zugesagt.

Franz forderte erneut die Umwandlung von Opel in eine Aktiengesellschaft. Der Arbeitnehmervertreter drang auf einen umfassenden Unternehmensplan für Opel bis 2014. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte von GM die Vorlage eines "verlässlichen Konzepts" zur Zukunft der Opel-Standorte in Deutschland. Zugleich dämpfte sie die Hoffnung des Konzerns auf umfangreiche Staatshilfe. Den Hauptanteil der Restrukturierung müsse GM aus eigenen Mitteln bezahlen, sagte die Kanzlerin.

GM will für die Sanierung von Opel rund 10 000 Stellen streichen. Nach Berichten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und des "Handelsblatts" befürchtet Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz, dass allein in Deutschland 8000 Stellen wegfallen, weitere 2500 in Belgien. Keine Stellenstreichungen soll es dagegen in Großbritannien, Polen und Spanien geben.

Der von GM als Investor abgewiesene Autozulieferer Magna will sich von General Motors die Kosten für die geplatzte Übernahme von Opel zurückholen. Der gescheiterte Deal habe Magna an die 100 Millionen Dollar gekostet, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA.