Der deutsch-französische Konflikt unter den Airbus-Betriebsräten erhält mit der Abwahl von Jean-Francois Knepper neuen Stoff.

Hamburg. Streit unter den europäischen Betriebsräten von Airbus: In dem für die Verkehrsflugzeugsparte zuständigen Europäischen Komitee haben die Deutschen die Wiederwahl von Jean-Francois Knepper, dem Vertreter der französischen Gewerkschaft Force Ouvriere (FO), verhindert. Statt seiner wurde der Brite John James zum Co-Chairman des Gremiums neben dem Hamburger Betriebsratsvorsitzenden Horst Niehus gewählt.

Knepper und die beiden anderen Vertreter der Gewerkschaft verließen daraufhin den Raum. Die FO will nun Airbus-Chef Louis Gallois um Hilfe bitten. Auftakt für einen neuen deutsch-französischen Konflikt, den es auch auf der Führungsebene lange Zeit gegeben hatte?

Die deutschen Betriebsräte sehen das anders. "Wir haben Knepper bei drei Gesprächen in Paris, Frankfurt und Peking immer wieder erklärt, dass er bei Problemen im Flugzeugbau damit aufhören soll, öffentlich stets der deutschen Seite die Schuld zu geben", sagte Niehus dem Abendblatt. Der Hamburger Betriebsrat wurde mit allen 20 Stimmen des Gremiums für vier Jahre wieder an die Spitze gewählt.

Die FO habe aber offenbar nicht geglaubt, dass die Deutschen bei Knepper "Ernst machen" würden. "Wir wollten mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten", sagte Niehus. "Dass er unser Vertrauen verloren hatte, haben wir ihm schon vor der Wahl gesagt", bestätigte der Vorsitzende des Europäischen Betriebsrates, Rüdiger Lütjen. Noch kurz vor der Entscheidung habe er mit dem FO-Generalsekretär die Lage erörtert.

Dagegen hieß es aus französischen Gewerkschaftskreisen, die Deutschen hätten Knepper Deutschfeindlichkeit vorgehalten. Die Haltung der IG Metall könne "einen neuen deutsch-französischen Krieg" bei dem Flugzeugbauer hervorrufen, befürchtet das Pariser Finanzblatt "La Tribune". Die FO spreche dem Gremium jedenfalls seine Legitimität ab.

Nach der Wahl waren die vier weiteren französischen Vertreter im Komitee, die andere Gewerkschaften vertreten, sowie alle anderen Betriebsräte jedoch im Raum geblieben. So konnte sich das Komitee unter der neuen Führung ordnungsgemäß konstituieren, argumentiert Niehus. Gegen eine Diskriminierung spreche zudem, dass "wir mit Michel Bergue einen Angehörigen der FO als Experten gewählt haben".

Auch die Gewerkschaft IG Metall sieht in dem Zwist einen Einzelfall. "Wir arbeiten in allen Bereichen der Airbus-Mutter EADS, bei der Raumfahrt, bei Eurocopter und in der Verteidigung gut mit der FO zusammen", sagte der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt.

Der Europäische Betriebsratsvorsitzende Lütjen fordert die FO auf, zur "Sachlichkeit zurückzukehren". Zur nächsten Sitzung mit dem Management trifft sich das Airbus-Komitee Anfang Dezember - mit Knepper, der weiter zum Gremium gehört.