Die Internetseite des insolventen Versandhändlers Quelle ging gestern in die Knie. Heute beginnt der Ausverkauf in den Shops.

Fürth. Hunderttausende Schnäppchenjäger haben am Sonntag die Internetseite des insolventen Versandhändlers Quelle gestürmt - und damit immer wieder kurzzeitig dessen Homepage www.quelle.de zum Zusammenbruch gebracht. Unter dem Motto "Alles muss raus!" hatte um 6 Uhr morgens der Ausverkauf des Traditionsunternehmens begonnen. "Allein bis 12 Uhr gab es 19 200 Bestellungen, bis 16 Uhr waren es 31 000", sagte Thomas Schulz, Sprecher des Quelle-Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg. Mehr als 665 000 Menschen hätten in dieser Zeit die Homepage besucht. Immer wieder kam es unter dem Massenansturm zu Verzögerungen. Obwohl IT-Experten die für den Internet-Verkauf genutzten Computersysteme extra nachgerüstet hatten, erschien bei vielen Kunden lediglich die Fehlermeldung: "Netzwerküberschreitung". Welche Artikel am ersten Tag der Rabattschlacht besonders begehrt gewesen seien, könne bisher noch nicht gesagt werden. "Deutschlands größter Ausverkauf" ist auf mehrere Wochen angelegt. 18 Millionen Artikel werden mit bis zu 30 Prozent Rabatt angeboten - nicht nur im Internet, sondern von heute an auch in den 1200 Quelle-Shops und 60 Technik-Centern.

Die größten Preisnachlässe gibt es auf Damen-, Herren- und Kindermode, Wäsche, Schmuck, Sportkleidung und Schuhe. Möbel und Heimtextilien sind um 20 Prozent, technische Artikel um zehn Prozent reduziert. Seit Banken eine Finanzierung von Ratenkäufen ablehnen, liefert Quelle allerdings nur noch auf Bestellung mit 14-tägiger Zahlungsfrist. Verbraucherschützer raten, sich als Kunde nur auf die Zahlung per Rechnung und nicht auf Vorkasse einzulassen. Unterdessen erklärte der frühere Vorstandsvorsitzende des Quelle-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, die Pleite des Traditionsunternehmens sei abwendbar gewesen. "Das Ende von Quelle ist ein in höchstem Maß bedauerliches Ereignis - vor allem weil es nicht unabänderlich war", sagte er der "Bild am Sonntag".

Bis zu seinem Ausscheiden habe es fortgeschrittene Verhandlungen für eine Fusion der Versandhandelssparte Primondo mit einem starken Partner gegeben, was für Quelle eine gute Zukunft bedeutet hätte, sagte Middelhoff. Die Verhandlungen seien jedoch nicht fortgeführt worden. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) dazu im "Münchner Merkur": "Herr Middelhoff war an den Fehlern, die Quelle in die Insolvenz geführt haben, wesentlich mitbeteiligt. Er sollte jetzt besser den Mund halten. Der Insolvenzverwalter sagte uns, er habe noch nie ein Unternehmen erlebt, das finanziell so systematisch leer geräumt war wie Quelle."

Der geplante Verkauf der 17 Quelle-Auslandstöchter entwickelt sich derweil zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Denn die noch nicht insolventen Ableger hingen weitgehend von den Lieferungen aus dem Quelle-Lager in Leipzig ab - und die geraten immer mehr ins Stocken, berichtet der "Spiegel". Der Betriebsrat hofft, durch den Ausverkauf viele Beschäftigte bis Weihnachten halten zu können.