Nachdem Datenschützer Bluttests bei Bewerbern des Autobauers Daimler kritisiert hatten, werden immer mehr Fälle von umfangreichen Gesundheitschecks bekannt. Auch der Hamburger Chemiekonzern Beiersdorf testet alle neuen Mitarbeiter mit einer Blutuntersuchung, bestätigte Sprecherin Claudia Fasse dem Abendblatt.

Hamburg. Im Forschungszentrum müsse sichergestellt sein, dass die Mitarbeiter nicht auf bestimmte Stoffe allergisch reagierten. Und im kaufmännischen Bereich seien Fernreisen für viele Beschäftigte an der Tagesordnung. "Die Überprüfung der Blutwerte zeigt, ob die Beschäftigten die dabei nötigen Impfungen vertragen", argumentierte Fasse. Diagnosen auf Schwangerschaft, Aids, Drogen, Gendefekte und Tumore würden bei den Untersuchungen aber nicht gestellt.

Beim Chemiekonzern Bayer müssen alle Bewerber Urin abgeben. Dieser wird auf Drogen untersucht, weil im Bereich der chemischen Industrie ein "verantwortungsvolles Handeln" der Mitarbeiter wichtig sei, teilte die Firma mit.

Auch die Deutsche Telekom räumte ein, dass ein Bluttest zum Gesundheitscheck für neue Mitarbeiter gehören könne. Die Lufthansa macht eine Blutuntersuchung bei Piloten. Dieser ist gesetzlich vorgeschrieben. Bei Opel müssen sich Bewerber kein Blut abnehmen lassen. Wenn feststehe, dass der Bewerber eingestellt werden solle, setze Opel andere "jobbezogene Tests" ein. Auch bei Airbus in Hamburg wird auf Bluttests verzichtet, sagte Sprecher Tore Prang.

Unterdessen reißt die heftige Kritik an den von Daimler geforderten Untersuchungen nicht ab. Datenschützer halten die Blutproben im Bewerbungsverfahren für rechtswidrig. Eine solche Untersuchung, bevor über eine Anstellung entschieden ist, sei datenschutzrechtlich unzulässig, sagte Dietmar Müller, der Sprecher des Bundesdatenschutzbeauftragten. Jeden Bewerber so zu testen, "das erscheint doch unverhältnismäßig". Daimler wies die Vorwürfe zurück.