Gespräche sollen bereits seit längerer Zeit laufen. Eigentümer wollen aber 65 Millionen Euro haben.

Osnabrück. Europas größter Autobauer Volkswagen will nun offenbar doch den insolventen Zulieferer Karmann übernehmen. Damit könnte eine für Anfang November drohende Schließung des Osnabrücker Traditionsunternehmens, das in den vergangenen Jahren Automodelle im Auftrag der großen Hersteller baute, doch noch abgewendet werden.

"Die Gespräche laufen seit einiger Zeit, über den Preis ist man sich allerdings noch nicht einig", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Sprecher der Karmann-Gesellschafter bestätigte Kontakte zu VW, wollte aber zu Details keine Stellung nehmen. Volkswagen lehnte eine Stellungnahme ab. Dem Vernehmen nach geht es aber nur um den Standort Osnabrück. Am ehemaligen Karmann-Werk in Rheine bestehe kein Interesse. Die drei Eigentümerfamilien Battenfeld, Boll und Karmann verlangen offenbar einen Betrag in der Größenordnung von 65 Millionen Euro. "Darin enthalten sind die offenen Forderungen für die Lackieranlage, die Karmann noch nicht abgezahlt hat", sagte ein Insider. Die vor einigen Jahren gekaufte Anlage hatte mehr als 100 Millionen Euro gekostet. "VW weiß genau, was sie bekommen würden - die kennen das gesamte Zahlenwerk von Karmann", ergänzte er. Wie der "Spiegel" berichtete, bietet Volkswagen einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. "Entweder sie akzeptieren, oder das war es", zitierte das Magazin einen Manager des Wolfsburger Herstellers.

Laut Insolvenzverwalter droht dem in den 1950er-Jahren durch das legendäre Automodell Karmann Ghia bekannt gewordenen Auftragsfertiger wegen nicht bezahlter Kundenrechnungen Anfang November die Schließung. Ohne Geld sei eine Fortführung nicht möglich, hatte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann erklärt. Karmann hat keine Aufträge mehr und sieht sich mit offenen Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe konfrontiert.

Vor einer Woche hatte Hermann angesichts der angespannten Lage bereits "einschneidende Maßnahmen" angekündigt. Demzufolge sollte das Unternehmen ab November mit nur noch 800 der zuletzt verbliebenen rund 1700 Mitarbeiter weiterarbeiten. Ob es zu dieser "Teilrestrukturierung" kommt, hängt nun von den Zahlungseingängen ab.