Der Konzern ThyssenKrupp will seine Hamburger Werft Blohm + Voss bis zum Jahresende verkaufen. Die vertiefenden Verhandlungen (“due diligence“) mit dem Investor Abu Dhabi Mar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten liefen derzeit, sagte ein Blohm + Voss-Sprecher am Freitag.

Hamburg. ThyssenKrupp will jeweils 80 Prozent der drei Blohm + Voss-Betriebe an das arabische Unternehmen verkaufen, das in diesem Jahr bereits die Werft Nobiskrug in Rendsburg übernommen hat und dem auch die französische Werft CMN in Cherbourg gehört. Das Geschäft mit der Konstruktion von Marineschiffen bei Blohm + Voss Naval wollen sich ThyssenKrupp und Abu Dhabi Mar in Zukunft je zur Hälfte teilen. Insgesamt geht es dabei in Hamburg um 1900 Arbeitsplätze.

Der Verkauf der Hamburger Traditionswerft muss von den Kartellbehörden wie auch von der Bundespolitik genehmigt werden. Die Veräußerung eines strategisch wichtigen Unternehmens fällt unter das Außenwirtschaftsgesetz, die Bundesregierung kann ein Veto gegen das Geschäft einlegen. "Eine solche Prüfung dauert höchstens vier Wochen", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums dem Abendblatt. "Allerdings haben wir die Unterlagen bislang noch nicht auf dem Tisch."

Das ThyssenKrupp-Management erwartet im Hinblick auf die Genehmigung keine Probleme, hieß es bei der Präsentation der Verkaufspläne am Donnerstag. Das deutet auf eine Trendwende hin. Erst im Jahr 2007 hatte die damalige Regierung aus Union und SPD das Außenwirtschaftsgesetz verschärft, um eine bessere Kontrolle beim Verkauf deutscher Unternehmen ins Ausland zu haben. Diese Initiative richtete sich seinerzeit gegen eine stärkere Präsenz von Staatsfonds aus autoritär regierten Staaten wie Russland oder China in der deutschen Wirtschaft.

Als heikel galt bislang vor allem der Verkauf von Unternehmen, die auch Rüstungstechnologie produzieren. Ein solches Unternehmen - Blohm + Voss - soll nun mehrheitlich nach Arabien verkauft werden. Kritische Stimmen aus der Politik wurden dagegen bislang nicht laut, im Gegenteil: "Internationalität ist wichtig für Hamburg", sagte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko zu den Verkaufsplänen. Das zeigt, wie stark die Krise auf die deutsche Wirtschaft wirkt: Ein Investor aus einem autoritär regierten Land ist allemal besser als der Untergang eines angeschlagenen Unternehmens wie etwa Blohm + Voss.