Die angeschlagene BayernLB ist nun auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Wegen des Verdachts der Untreue gegen den früheren Vorstandschef Werner Schmidt durchsuchten Ermittler in einer groß angelegten Razzia gestern die Zentrale der Landesbank in München.

München. Es bestehe der Verdacht, dass die BayernLB beim Kauf der österreichischen Tochter Hypo Group Alpe Adria (HGAA) wissentlich einen überhöhten Preis bezahlt habe und der Landesbank dadurch ein Nachteil entstanden sei, sagte Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger.

Die BayernLB hatte die Mehrheit an der HGAA im Mai 2007 zum Preis von mehr als 1,6 Milliarden Euro gekauft. Damals war Werner Schmidt Vorstandschef der Landesbank. Von 2007 bis 2008 war er zudem Aufsichtsratschef der HGAA. Schmidt steht nun im Visier der Ermittler. Die Durchsuchung sei Teil der Ermittlungen gegen den früheren BayernLB-Chef wegen Untreue, sagte Stockinger. Die Ermittlungen hätten sich durch allgemeine Informationen und Vorprüfungen ergeben. Gegen aktive Vorstandsmitglieder der Bank werde derzeit nicht ermittelt.

"Die BayernLB sowie die HGAA kooperieren mit der Staatsanwaltschaft und machen benötigte Dokumente zugänglich", teilte die Landesbank mit. Diese gehört fast vollständig dem Freistaat Bayern. "Selbstverständlich unterstützen wir die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach Kräften", erklärte auch das bayerische Finanzministerium, dessen Minister Georg Fahrenschon dem Verwaltungsrat der Bank vorsteht.

Neben der BayernLB-Zentrale wurden im Großraum München mehrere weitere Objekte durchsucht. Darunter seien auch Privatwohnungen gewesen. Beteiligt waren demnach 28 Staatsanwälte, 53 Beamte des Landeskriminalamts und weitere 18 Polizeibeamte. Zeitgleich habe es auch in Luxemburg und Österreich Razzien gegeben, etwa in der Zentrale der HGAA in Klagenfurt.

Der frühere BayernLB-Vorstandschef wollte zu den Ermittlungen gegen ihn nicht Stellung nehmen. Schmidt hatte im März 2008 wegen überraschender Abschreibungen und Wertberichtigungen von 1,9 Milliarden Euro bei der Bank seinen Hut nehmen müssen. Seitdem leitet Michael Kemmer die Landesbank.