Unternehmen stellt sieben früheren Vorständen Ultimatum für Vergleich. Von Pierer soll sechs Millionen Euro zahlen.

München. Im Streit um Schadenersatzforderungen wegen des Schmiergeld-Skandals hat Siemens der früheren Führungsspitze um Ex-Konzernchef Heinrich von Pierer ein Ultimatum gestellt. Bis Mitte November sollen sich sieben ehemalige Vorstandsmitglieder zum Vergleich bereit erklären. Andernfalls drohen ihnen Klagen, teilte das Unternehmen gestern nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Falls es zu Klagen kommt, könnten die Ex-Manager mit ihrem gesamten Vermögen für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden, hieß es aus Branchenkreisen. Betroffen sind neben von Pierer und dem ehemaligen Vorstandschef Klaus Kleinfeld auch die früheren Vorstände Johannes Feldmayer, Thomas Ganswindt, Heinz-Joachim Neubürger, Jürgen Radomski und Uriel Sharef. Der Zeitrahmen für das Vorgehen ergebe sich aus den Fristen zur Vorbereitung der Siemens-Hauptversammlung am 26. Januar 2010. Dort müsse über alle erzielten Vergleichsvereinbarungen entschieden werden.

Im größten Korruptionsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte sollen rund 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen und zur Erlangung von Aufträgen im Ausland verwendet worden sein. Seinem früheren Management hatte das Unternehmen deshalb eine Verletzung der Organisations- und Aufsichtspflichten vorgeworfen und Schadenersatz verlangt. Siemens fordert dabei von Pierer sechs Millionen Euro und damit die höchste Schadenersatzsumme. Eine mögliche Klage werde sich an den persönlichen Vermögensverhältnissen ausrichten, hieß es aus Branchenkreisen. Laut "Süddeutscher Zeitung" wird von Pierers Vermögen auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. Von Pierer hatte bisher jede Verwicklung in die Korruptionsaffäre von sich gewiesen.

Mit drei anderen Ex-Vorständen hatte sich das Unternehmen bereits Ende August geeinigt: Edward Krubasik, Rudi Lamprecht und Klaus Wucherer erklärten sich bereit, insgesamt 1,5 Millionen Euro zu zahlen. Diese Einigung segnete der Aufsichtsrat gestern ab. Zudem billigte das Kontrollgremium auch die Einigung mit einem Versicherungskonsortium unter Führung der Allianz, das bereit sei, bis zu 100 Millionen Euro zu bezahlen.