Den Gang an ihren Briefkasten konnten sich gestern viele Hamburger sparen. Die meisten Haushalte bekamen keine Post.

Hamburg. Insgesamt nahmen an dem mehrstündigen Treffen rund 1000 Briefträger und Paketfahrer teil - und damit zwei Drittel aller Beschäftigten in der Zustellung, sagte ein Postsprecher. Betroffen von den Ausfällen waren rund 950 000 Haushalte in Hamburg nördlich der Elbe sowie im Umland. Der Süden Hamburgs - und damit die Gebiete Harburg, Bergedorf, Winsen und Seevetal - wird eine ähnliche Situation nächsten Dienstag erleben. Dann wird es auch für die Post-Niederlassung Süd in Harburg eine Betriebsversammlung geben.

Die Post will für ihre bundesweit rund 183 000 Mitarbeiter - darunter 8000 in Hamburg - unter anderem die Wochenarbeitszeit von jetzt 38,5 auf 40 Stunden erhöhen und die für Dezember vereinbarte Tariferhöhung von drei Prozent verschieben. Zudem soll für neu eingestellte Mitarbeiter künftig ein neuer Tarif auf dem Niveau des Postmindestlohnes von 9,80 Euro im Westen und 8,40 Euro im Osten eingeführt werden. Darüber hinaus erwägt der Vorstand die Auslagerung der Briefzustellung an Fremdfirmen. "Diese Pläne sind angesichts der Millionengewinne der Post völlig unverständlich", sagte der Ver.di-Fachbereichsleiter Wolfgang Abel. Auch die Mitarbeiter zeigten sich über die Pläne des Konzerns empört und lehnten diese ab, so Abel: "Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist kämpferisch."

Nach der Versammlung zogen mehrere Hundert Beschäftigte mit Protestplakaten durch die Innenstadt. Im Postamt am Stephansplatz übergaben sie einen Hamburger "Appell an Appel" - an den Vorstandschef Frank Appel. "Dies ist ein Aufruf zur Vernunft", so Abel.

Die Post bedauerte die Ausfälle für die Kunden, so Postsprecher Jens-Uwe Hogardt: "Wir werden die liegen gebliebene Post so schnell wie möglich zustellen."