200 Unternehmen reduzieren Tarife. In Hamburg ist der Wettbewerb mit gut 20 Versorgern groß. Ein Preisvergleich lohnt.

Hamburg. Die Hamburger zählen zu den Gewinnern. Neben Berlin gehört die Hansestadt zu den Metropolen mit dem größten Wettbewerb im Gasmarkt. Allein in Hamburg konkurrieren rund 20 Anbieter, teilweise mit mehreren Tarifen. Das Ringen um Kunden hat sich bereits auf die Preise niedergeschlagen: So zahlen Hamburger im Schnitt 1136 Euro für ihre jährliche Gasrechnung bei 20 000 Kilowattstunden, rechnet Dagmar Ginzel, Sprecherin des Verbraucherportals Verivox vor. Bundesweit liegt der Durchschnittspreis bei 1184 Euro.



Damit nicht genug: Zum Herbst wollen bundesweit fast 200 Energieversorger ihre Gaspreise weiter durchschnittlich um neun Prozent senken. Auch in Hamburg geben die Tarife bei fast allen Anbietern nach - oder wurden schon gesenkt. Beispiele: So reduziert der Marktführer E.on Hanse zum 1. Oktober zum dritten Mal in diesem Jahr für seine rund 500 000 Kunden im Norden die Tarife um diesmal 20 Prozent. Nuon und die Vereinigten Stadtwerke mit Sitz in Ratzeburg werden um zehn Prozent günstiger. Vattenfall lockt bereits seit August seine Neukunden mit günstigeren Preisen, ebenso Lichtblick. Die Stadtwerke Stade, Stadtwerke Barmstedt und ZVO drehten laut Verivox schon im Juli die Preisschraube nach unten. Begründet werden die Preissenkungen mit der "Ölpreisbindung". Danach sind die Gaspreise an die Entwicklung der Ölpreise gekoppelt und folgen ihnen mit halbjährlicher Verzögerung. Viele Fachleute fürchten, dass die Tarife schon bald wieder steigen könnten, da sich der Ölpreis seit einigen Monaten wieder nach oben bewegt.


Obwohl die Preise auf breiter Front purzeln, lohnt sich ein kritischer Preisvergleich, raten Verbraucherschützer. Bin ich noch beim günstigsten Anbieter? "Durch einen Wechsel des Gasanbieters lassen sich in Hamburg für Privatkunden bis zu 300 Euro im Jahr sparen", sagt Ginzel dem Abendblatt. In Schleswig-Holstein ließe sich die Gasrechnung durchschnittlich um 211 Euro senken. Bei E.on Hanse sorgte die Preissenkung dafür, dass ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden (kWh) im Klassik-Gas-Tarif rund 200 Euro weniger zahlt als zum jetzigen Tarif, rechnet die E.on-Hanse-Sprecherin Iris Franco vor. Wer den VarioGas-Tarif wählt, kann noch mehr sparen. Bei Nuon ist eine Ersparnis von 140 Euro drin. Manchmal ist noch nicht mal ein Anbieterwechsel nötig. "Oft reicht es, wenn man in einen günstigeren Tarif des bisherigen Versorgers wechselt", so Ginzel. Tatsächlich nutzen bei E.on Hanse noch viele Kunden den teuren Grundversorgungstarif. Dabei würde ein Anruf und Beratungsgespräch genügen, um in einen günstigeren Tarif zu wechseln, so die E.on Hanse-Sprecherin Franco. Allerdings müssten die Kunden selbst aktiv werden.


Nach dem Gaspreisvergleich von Verivox, der im Internet je nach Wohnort und Verbrauchshöhe ermittelt werden kann, zählen derzeit die Anbieter TelDaFax, GoldgasSW, Energiehoch3 und Eprimo zu den günstigsten Anbietern in Hamburg bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden. Ihre Tarife liegen um jährlich mehr als 200 Euro unter dem Standardtarif von E.on Hanse. E.on Hanse liegt zum Beispiel mit seinem günstigsten Tarif auf Platz 12 des Verivox-Vergleichs, Vattenfall auf Platz 21 ( www.verivox.de ).


Allerdings raten Verbraucherschützer davon ab, Anbieter mit Vorkasse zu wählen. "Wenn das Unternehmen insolvent ist, ist auch das vorgestreckte Geld weg", sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Hamburger Verbraucherzentrale. Auch jenen rund 30 000 E.on-Hanse-Kunden aus Hamburg und Schleswig-Holstein, die in den vergangenen Jahren Widerspruch gegen die Gaspreiserhöhungen des Konzerns eingelegt hatten, rät Hörmann von einem Wechsel oder Akzeptieren des Preisabschlags ab. Die Kunden sollten auch gegen Preissenkung Einspruch erheben, um ihre deutlich günstigeren Tarife zu behalten. Spätestens im Oktober werde das Landgericht Hamburg ein abschließendes Urteil über die Rechtslage fällen - und die Verbraucherschützer hoffen dabei auf einen Sieg der Kunden.