Sie waren kaum zu halten - die rund 200 wütenden Milchbauern, die am Freitag vor dem Tagungsgebäude der Agrarminister ihrer Wut über den Verfall der Milchpreise Luft machten.

Hamburg. Pfiffe, Hupkonzerte und 14 000 Liter Milch, ausgekippt direkt vor der Tür des Gebäudes, waren die Symbole der Wut und gleichzeitiger Machtlosigkeit der Milchbauern. "Wir lassen uns nicht länger melken", war auf einem der Transparente der Demo in Eisleben (Sachsen-Anhalt) zu lesen.

"Wir sind in einer verzweifelten Lage", sagte eine Landwirtin aus Mecklenburg-Vorpommern und beklagte, dass die Preise zwischen 20 und 21 Cent je Liter Milch liegen. Mindestens das Doppelte fordern die Bauern. "Eine Flasche Wasser ist heute schon teurer als ein Liter Milch. Uns Bauern steht das Wasser bis zum Hals, mit den jetzigen Milchpreisen können wir nicht wirtschaften, das bringt uns in den Ruin", sagte sie.

Die Demonstranten hatten am Freitag wenig Erfolg mit ihren Protesten. Die Agrarminister der Länder und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) konnten sich nicht auf Hilfsmaßnahmen für die Branche einigen. Stattdessen schoben Sie den Schwarzen Peter zurück an die EU. Die hatte es zuvor abgelehnt, bereits festgeschriebene Schritte zur Erhöhung der Milchquoten in Europa auszusetzen. Die Milchquote bestimmt mit ihrer Obergrenze die Menge an Milch, die in der EU pro Jahr produziert werden darf. Eine Erhöhung bedeutet, dass mehr Milch auf den Markt kommt und der Preis weiter fällt. Statt die Aussetzung zu billigen, hatte die EU den Mitgliedstaaten freigestellt, den Bauern Quotenrechte, also das Recht auf die Milchherstellung abzukaufen und so die produzierte Menge zu senken.

"Wir dürfen aber nicht dem Irrtum erliegen, dass eine Quotenverknappung durch Maßnahmen auf nationaler Ebene die Milchpreissituation nachhaltig beeinflussen könnte", kommentiere Sachsens Agrarminister Frank Kupfer (CDU) den EU-Vorschlag. Der Milchbauern-Verband BDM kritisierte das Verhalten der deutschen Landwirtschaftsminister scharf. "Die Agrarminister sitzen nach wie vor auf ihrem hohen Ross", sagte Verbandssprecher Hans Foldenauer.

Unterdessen taucht vereinzelt Kritik darüber auf, dass die Bauern ihre Milch im großen Stil vernichten, anstatt sie Bedürftigen zu spenden. Doch das können sie offenbar nicht. Denn laut dem Gesetz über dem Verkehr mit Milch, Milcherzeugnissen und Fetten muss in Deutschland die Milch zwingend an die Molkereien abgegeben werden. Eine Selbstvermarktung ist nur in geringen Mengen möglich.