Nach dem Stellenabbau setzt Anbieter von Konsumgütern auf Wachstum. Innovationen statt Billigprodukte geplant.

Hamburg. "Wenn ich nicht im Rathaus arbeiten würde, würde ich sagen, dies hier ist der schönste Arbeitsplatz der Stadt", so Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern über die neue Unilever-Zentrale in der HafenCity. Das Gebäude direkt an der Elbe ist von unten bis oben verhängt - mit einer 5500 Quadratmeter großen durchsichtigen Plastikfolie. Nur 0,25 Millimeter ist sie dick und damit ähnlich der Hülle um die Münchener Allianz Arena. Die Folie verhindert zum Beispiel, dass Hitze von außen in die Deutschland-Zentrale des Konsumgüterriesen eindringen kann. Das wiederum spart Energie zum Kühlen ein. Zudem sorgt die Folie dafür, dass auch bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 Stundenkilometern die Jalousien nicht wackeln und damit Lärm verursachen.

Auch ansonsten ist das Unilever-Gebäude in punkto Energieverbrauch auf dem neuesten Stand, wie der Unilever-Chef für Deutschland Harry Brouwer sagte. Die Beleuchtung erfolgt über sparsame LED-Technik, Stromlieferant ist der Hamburger Öko-Anbieter Lichtblick. Auf dem Dach gibt es zudem eine Wärmerückgewinnungsanlage. Die Kosten für den Umzug von Unilever von der bisherigen Zentrale am Valentinskamp in die HafenCity sind nach Informationen des Abendblatts bereits nach einem Jahr durch die geringeren Ausgaben für die Energieversorgung verdient. Mit dem neuen Haus, in dem neben dem deutschen auch der österreichische und Schweizer Markt gelenkt werden soll, will das Unternehmen ein neue Ära beginnen. Zuvor gab es zahlreiche Restrukturierungsprogramme, die dem Konzern eine Kostenersparnis von 1,5 Milliarden Euro brachten und denen in diesem Jahr 170 Stellen in der Hamburger Zentrale zum Opfer fielen. Doch jetzt sieht der weltweite Konzernchef Paul Polman Unilever für weiteres Wachstum gerüstet.

Eine große Bedeutung hat für Polman dabei der deutsche Markt. "Wenn Du globalen Erfolg haben willst, musst du auch in Deutschland Erfolg haben", sagte er. Überdurchschnittlich viele Handelsflächen und eine Geiz-Ist-Geil-Mentalität bei den deutschen Verbrauchern seien Hindernisse. Unilever will diesen Kreislauf mit innovativen Produkten durchbrechen, die - da neu - nicht so preissensibel sind. "Der Preis ist nicht unsere Waffe", sagte Polman. Im ersten Halbjahr hat diese Strategie offenbar gegriffen. Unilever hat in diesem Zeitraum laut Polman besser abgeschnitten als die Konkurrenz. Das Unternehmen gibt keine Geschäftszahlen für einzelne Länder heraus. Zum deutschen Markt sagte Polman nur: "Die Rendite in Deutschland bereitet mir keine schlaflosen Nächte." Nach Informationen des Abendblatts liegt der Umsatz in Deutschland bei rund zwei Milliarden Euro.

Das angestrebte Wachstum von jährlich drei bis fünf Prozent weltweit soll mit den verbliebenen elf Markenkategorien aus den Bereichen Lebensmittel (Knorr, Langnese und Pfanni) sowie Hygiene (unter anderem Coral und Dove), erzielt werden. Zwar schließe er auch Übernahmen nicht aus, sagte Polman. "Aber 95 Prozent unseres Wachstums soll aus eigener Kraft erfolgen." Dabei helfen soll unter anderem, dass Unilever in Produktgruppen wie etwa Margarine inzwischen mehrere Angebote zu unterschiedlichen Preisen habe. Während Rama zum Premiumpreis angeboten wird, hat der Konzern Homa Gold um 40 Prozent verbilligt. Laut Polman will Unilever auch mehr Kundennähe. Wohl auch deshalb befindet sich im Atrium der auch für Passanten offenen Unternehmenszentrale ein Laden mit Unilever-Produkten sowie ein Spa-Bereich der Marke Dove. Unilever beschäftigt in Deutschland 6100 Menschen, darunter rund 1000 in der Zentrale in Hamburg. Weltweit waren es Ende 2008 etwa 170 000 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von 40,5 Milliarden Euro.