Der Fragenkatalog ist umfangreich, betrifft Themen wie Investitionen oder Preise: Erstmals in seiner Geschichte nimmt das Bundeskartellamt jetzt die Preisgestaltung der Fernwärmeanbieter in Deutschland unter die Lupe.

Hamburg/Bonn. Vor allem wird untersucht, ob Fernwärmeunternehmen ihren Kunden zu viel Geld für die Heizkostenrechnung abknöpfen. "Es gibt Anhaltspunkte", sagte eine Behördensprecherin und betonte gleichzeitig, dass nicht gegen einzelne Firmen, sondern gegen die gesamte Branche ergebnisoffen ermittelt werde.

Im ersten Schritt hat die Behörde insgesamt 530 Fernwärmeanbieter angeschrieben. Neben Stadtwerken bekommen auch Energieriesen wie der Hamburger Fernwärmespezialist Vattenfall, E.on, RWE (inklusive der Hamburger RWE-Tochter Favorit) und EnBW Post vom Amt.

Die Kartellwächter wollen so vergleichen, "welche Unternehmen besonders teuer und welche besonders günstig sind". Erst wenn sich bei der Untersuchung der Anfangsverdacht auf Verstöße gegen das geltende Wettbewerbsrecht ergebe, würden entsprechende Kartellverfahren eingeleitet. Der Fragenkatalog ist laut der Kartellamtssprecherin sehr umfangreich. Deshalb können sich die Konzerne bis Ende Oktober Zeit für eine Antwort lassen. "Anfang 2010 können wir schon erste Ergebnisse unserer Prüfung bekannt geben", so die Sprecherin zum Abendblatt.

Mit einem Anteil von rund 13 Prozent ist die über lange Rohrleitungen übertragene Fernwärme nach Angaben des Kartellamts die drittwichtigste Form von Wärmeenergie hierzulande, nach Erdgas (48 Prozent) und Heizöl (30 Prozent). Kunden haben dabei jedoch in aller Regel nicht die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern. Rein technisch könnten die betroffenen Kunden zwar in vielen Fällen auf eine andere Energieversorgung zurückgreifen, etwa über den Einbau einer Öl- oder Gasheizung. Doch das dürfen sie meist nicht, weil die betreffenden Kommunen Fernwärme für entsprechende Wohngebiete vorgeschrieben haben und einen Wechsel nicht erlauben, wie Verbraucherschützer gerade in Zeiten steigender Energiepreise immer wieder beklagen.

Hinzu kommt, dass die Preisgestaltung der Anbieter bei Fernwärme "wesentlich weniger transparent als etwa bei Strom oder Gas" ist, so die Behördensprecherin. Insgesamt beziehen in Deutschland rund fünf Millionen Haushalte die Energie aus Rohrleitungen.