Tausende Milchbauern haben europaweit mit einem Milchstreik gegen niedrige Preise protestiert. Ein Schwerpunkt der Aktionen lag in Frankreich, wo sich nach Angaben der Erzeugerorganisation APLI etwa ein Viertel der Milchbauern beteiligte.

München. Auch in Deutschland lieferten viele Bauern keine Milch mehr ab. Die Bauern wollen eine Verdoppelung der Erzeugerpreise und die Senkung der Produktion erzwingen.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter zeigte sich enttäuscht, nachdem Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) mit der Forderung nach weiteren EU-Hilfen gescheitert war. "Die Wut der Bauern ist groß, es wurde wieder alles abgeschmettert", sagte Verbandschef Romuald Schaber. Er ließ aber keinen Zweifel, dass sich sein Verband an das kürzlich verhängte Verbot zum Boykottaufruf halten wird. "Jeder muss selbst entscheiden." Die Milchviehhalter dürfen nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf nicht mehr zum Boykott aufrufen. Das ist eine Konsequenz aus dem zehntägigen Lieferstopp im vergangenen Jahr. "Wir dürfen uns nicht wehren, obwohl wir in einer existenzgefährdenden Krise sind", sagte Schaber. "Wir sind das schwächste Glied in der Kette." Die Milchrohpreise liegen nach einer Talfahrt bei etwas mehr als 20 Cent pro Liter. Die Tendenz zeigt nach Expertensicht aber nach oben.

Rund 5000 französische Bauern hätten die Lieferungen eingestellt, sagte eine Sprecherin des Dachverbands European Milk Board (EMB) in Hamm. Rund 300 Milchviehhalter blockierten den belgisch-deutschen Grenzübergang bei Steinebrück in der Eifel. Mehrere Hundert belgische Bauern brachten keine Milch zu den Molkereien.

Die Mehrheit der Bundesbürger fordert einer aktuellen Studie zufolge staatliche Eingriffe zur Stabilisierung der Milchpreise. Das ergab eine Forsa-Umfrage für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Milchviehhalterverband. 59 Prozent sind der Meinung, dass die Politik grundsätzlich in den Markt eingreifen sollte. 38 Prozent sprechen sich dagegen aus. Von den Befürwortern meinen 56 Prozent, die Milchmenge müsse reguliert werden. 36 Prozent fordern Subventionen für Export und Lagerung.