Das Übernahmepoker wird vor der Bundestagswahl zur Belastung für die Bundesregierung, die auf eine Entscheidung der GM-Führung für einen Opel-Partner wartet.

Frankfurt. Die transatlantischen Beziehungen leiden und beim Opel-Betriebsrat liegen die Nerven blank. Einzelne Opel-Händler verbünden sich bereits mit der Konkurrenz. Wohin das Ringen um die Rettung noch führen kann, zeigt die Abendblatt-Analyse:

Welche Druckmittel hat die Bundesregierung auf GM?

Immerhin ist Opel auf die Staatshilfen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro angewiesen. GM wiederum wird auf das technologische Know-how der Opel-Gruppe schielen, das wegen gemeinsamer Entwicklungen auch die Wettbewerbsfähigkeit des Herstellers in den USA sichert. Insofern könnten Bund und Länder GM auch eine Frist setzen, um die Hängepartie zu beenden - nach dem Motto: Euer Verwaltungsrat entscheidet sich bis zum Tag X, oder die Kreditbürgschaften werden zurückgezogen. Das wäre jedoch riskant. Die Deutschen hätten keinen Verhandlungsspielraum mehr.

Wie ist das Taktieren von GM zu erklären?

Die GM-Spitze weiß, dass in Deutschland Wahlkampf ist und die Politiker vielleicht noch mehr Staatshilfen versprechen. Zudem könnte GM bei der Bundestagswahl auf eine neue Konstellation setzen: Wenn dann keine vehementen Magna-Befürworter mehr mitzureden haben, könnte GM seine Präferenz für den Finanzinvestor RHJI durchsetzen.

Wie belastet das Ringen um Opel das Verhältnis zu den USA?

GM wurde durch die US-Regierung mit Milliarden am Leben erhalten und ist damit zur Chefsache von US-Präsident Barack Obama geworden. In der Autohochburg Detroit gingen Zehntausende Jobs verloren. CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz sagte, es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass nationale Interessen gegeneinander ausgespielt würden und es so zu Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis komme. "Für eine gute Lösung brauchen wir keinen transatlantischen Streit zwischen Deutschland und Amerika, sondern mehr Flexibilität aller Beteiligten", sagte auch der Chef des Beirats der Opel-Treuhand, Fred Irwin, der "Bild".

Was hat GM gegen Magna?

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die Vorbehalte von GM gegen Magna darin begründet, dass der US-Konzern seine Mehrheit bei Opel verlöre. "Es kann sein, dass es Stimmen bei GM gibt, (...) die es vielleicht lieber hätten, wenn diese Minderheitenbeteiligung nicht so ausgeprägt wäre", sagte Merkel im ZDF. Nach dem Magna-Konzept stünde der russische Autobauer GAZ als Partner bereit. In dieser Konstellation fürchtet GM auch den Abfluss von Technologie. Russische Hersteller könnten damit in Schwellenländern gegen GM konkurrieren.

Läuft Opel nicht die Zeit davon?

Die Zahlungsfähigkeit ist durch den Staatskredit von 1,5 Milliarden Euro für den Autobauer vorerst gesichert. Allerdings geht es auch um die Planungen bei Händlern und Zulieferern. Die Münchner Autohandelsgruppe Still hat sich kürzlich neben Opel noch Ford als weitere Marke gesichert. "Es muss sich niemand wundern, wenn sich die Partner abwenden", sagte der Inhaber des weltgrößten Opel-Einzelhändlers, Kurt Kröger, von der Hamburger Dello-Gruppe. Auch Dello bekäme jetzt vermehrt Anfragen von Herstellern, die sich um eine Zusammenarbeit mit dem Autohaus bemühen. "Das könnte zu einer Gefahr für Opel werden", so Kröger.

Was würde eine Insolvenz von Opel für GM bedeuten?

GM selbst wäre zwar alle Pensionsverpflichtungen bei Opel los, hätte aber auch keinen Einfluss mehr. Die Milliardenzahlungen an die ehemaligen Opel-Beschäftigten müsste dann der Pensionssicherungsfonds der deutschen Industrie tragen. Danach wäre es nicht ausgeschlossen, dass GM die von der Schuldenlast befreite Konkursmasse kauft. Bis auf Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) halten aber alle Spitzenpolitiker in Bund und Ländern den Weg einer Insolvenz für zu riskant.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Die Regierung will möglichst vor der Bundestagswahl die Rettung verkünden. Spektakulär wäre auch ein Auftritt von Angela Merkel auf der Frankfurter Automobilausstellung IAA, die am 17. September beginnt. Das Kanzleramt hat laut "Wirtschaftswoche" bereits Kontakt mit Opel aufgenommen, um die Einzelheiten des Auftritts zu planen, heißt es. Merkel solle eine Rede am Messestand von Opel halten.