Das Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor setzt auf Schnelligkeit. Von der Idee bis zum Verkauf vergehen oft nur sechs Wochen.

Hamburg. Christoph Rosa geht durch den Showroom von Tom Tailor, zeigt auf Kleider, Hosen und Blusen und erklärt die Stoffe und Schnitte. In der futuristisch anmutenden Halle mit polierten weißen Wänden und einem Loungebereich, der an die 70er-Jahre erinnert, hängt mit der neuen Winterkollektion Rosas ganzer Stolz: Er ist bei Tom Tailor der Kopf hinter all den Kreationen, die der Hamburger Firma derzeit eine einzigartige Erfolgsgeschichte bescheren.

Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzplus von rund zehn Prozent auf 300 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr konnte Tom Tailor den Umsatz auf gleicher Fläche sogar um gut 16 Prozent steigern. In Hamburg arbeiten derzeit 479 Mitarbeiter bei dem Spezialisten für junge Mode, das sind gut 100 Beschäftigte mehr als 2006, als das zur Beteiligungsgesellschaft Alpha gehörende Unternehmen sich nach einem Wechsel im Management neu aufstellte.

Produktvorstand Rosa nimmt ein Strickkleid von der Stange, für ihn das Must-have dieses Winters: "Strickkleider dominieren den Trend, die Gewinner sind neben Strick Blusen, Wollmäntel und nach wie vor die Farben Lila und Beere", sagt Rosa. Tom Tailor hat nicht den Anspruch, selber Trends zu setzen ähnlich den innovativen Topdesignern wie Dolce & Gabbana oder Gucci. Die Hamburger schicken ihre Designer in Metropolen wie London oder Tokio und lassen sich von Trends im Straßenbild inspirieren. "Dabei reichen aber nicht nur Bauchgefühl und Meinungen, sondern wir verdichten die Daten und setzen auf Informationen", sagte Tom-Tailor-Chef Dieter Holzer dem Abendblatt.

Denn die Mode, die beim Kunden ankommt und dem Anspruch des Unternehmens als "Premiummarke für den Markt der Mitte" genügt, ist längst nicht alleiniger Garant für den Erfolg im Wettbewerb gegen die größten Tailor-Konkurrenten Esprit und S'Oliver. Es muss auch noch die richtige Menge der Ware zum richtigen Zeitpunkt auf der angemessenen Fläche zum vernünftigen Preis präsentiert werden, erklärt Holzer die Herausforderungen eines Modeanbieters, der von der Produktion bis zum Verkauf alle Prozesse in einer Hand vereint. "Dabei hilft uns die Transparenz, tagesaktuell von 1500 Verkaufspunkten die Absatzdaten einsehen zu können", sagt Holzer, der zuvor als Geschäftsführer das Deutschland-Geschäft von Tommy Hilfiger aufgebaut hat.

Die T-Shirts, Jeans oder Hemden kommen aus 19 Produktionsländern wie Bangladesch, Bulgarien, Mauritius oder Vietnam in den Hamburger Showroom. Dort bestellen die Tom-Tailor-Shops die Ware und bieten sie wiederum in Ländern wie Bahrain, Irland, Kasachstan den Arabischen Emiraten oder den Niederlanden an. Maximal 20 Prozent der Ware kommen per Luftfracht, der Hauptteil aber per Schiff über den Hamburger Hafen. Schließlich hatte Firmengründer Uwe Schröder in den 60er-Jahren auch im Hafen, genauer in der Speicherstadt, die Marke aus der Taufe gehoben. Als Zwischenlager dient eine mit 17 000 Quadratmeter etwa zwei Fußballfelder umfassende Halle in Norderstedt, die Tom Tailor 2007 als weltweite Verteilbasis in Betrieb genommen hat. Wichtiger Erfolgsfaktor der Branche ist das Tempo. "Wir brauchen im besten Fall sechs Wochen von der Idee bis zur Ware im Regal", sagt Holzer. Dabei kommen ständig neue Standorte hinzu: Im Frühjahr öffnet im Hamburger Elbe-Einkaufszentrum der siebte eigene Laden. Dazu kommen neue Geschäfte in Leverkusen, Frankfurt, Schwerin, Weiterstadt und Münster. Sieben Eröffnungen stehen mit Franchisepartnern bevor, u. a. in Moskau und Zagreb.

Nicht nur die Modemarke steht für Erfolg. Firmengründer Uwe Schröder konzentriert sich seit seinem Wechsel in den Aufsichtsrat auf seine zweite Leidenschaft, das Polospielen. Vor Kurzem gewann sein Tom-Tailor-Team das Polo Derby um die Deutsche High Goal Meisterschaft 2009 im Hamburger Polo Club.