Die Wirtschaftskrise hat die Gehälter der deutschen Topmanager im vergangenen Jahr um durchschnittlich rund ein Fünftel gedrückt.

Frankfurt. Die Gesamtbezüge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann schrumpften laut einer Studie sogar auf 1,4 Millionen Euro zusammen, nachdem er 2007 noch 14 Millionen Euro verdient hatte und Spitzenreiter unter den DAX-Vorständen war. Bestbezahlter Vorstandschef eines DAX-Konzerns war 2008 Siemens-Lenker Peter Löscher mit einer Gesamtvergütung von 9,84 Millionen Euro. Dahinter folgt Linde-Chef Wolfgang Reitzle mit rund acht Millionen Euro.

Mit im Schnitt 2,28 Millionen Euro erhielten Vorstände eines im Leitindex DAX gelisteten Unternehmens 2008 gut 20 Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie aus einer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vorgestellten Studie hervorgeht. "Wir rechnen auch im nächsten Jahr damit, dass die Bezüge weiter rückläufig sein werden", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Für Exzesse sieht die DSW keine Anhaltspunkte. Das deutsche Vergütungssystem funktioniere. "Die Bezüge steigen, wenn die Gewinne steigen, und sie sinken, wenn es den Unternehmen schlechter geht."

Spitzenreiter bei der Vergütung des gesamten Vorstandes war 2008 der Siemens-Konzern, der seinen Vorständen im Schnitt 4,1 Millionen Euro zahlte - drei Prozent weniger als 2007. Bei der Führungsriege der Deutschen Bank sind die Bezüge um 87 Prozent auf im Schnitt 995 000 Euro gesunken. Boni und auch Aktienoptionen seien wegen Nichterreichen der Ziele weggefallen, erläuterte der DSW. Auch die teilverstaatlichte Commerzbank zahlte keine Boni. Mit Bezügen von im Schnitt 718 000 Euro - ein Rückgang von gut 60 Prozent - sei die Commerzbank 2008 das Schlusslicht beim Verdienst der DAX-Vorstände gewesen, erklärte die DSW. Auch Commerzbank-Chef Martin Blessing verdiente mit 629 000 Euro so wenig wie kein anderer DAX-Konzernchef. Schwachstelle bleibt für den DSW die uneinheitliche Berichterstattung und die mangelnde Transparenz. So verweigerten die DAX-Konzerne Merck und Hannover Rück nach wie vor Einblick in Einzelverdienste - für ein Mitglied des DAX laut Hocker "wahrlich kein gutes Aushängeschild".

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat sich unterdessen gegen immer lauter werdende Vorwürfe gewehrt, die Finanzwelt habe aus der Krise nichts gelernt und mache weiter wie bisher. "Tatsache ist, dass die Banken bei der Umsetzung der Lehren aus der Finanzkrise gut vorankommen", sagte Ackermann gestern. Auch bei den umstrittenen Bonuszahlungen gebe es ein Umdenken.