Österreichische Fluggesellschaft muss noch mehr sparen. Einbruch bei Geschäftsreisen scheint gestoppt.

Hamburg. Inmitten der schwersten Luftfahrtkrise seit Jahrzehnten rückt die Lufthansa durch die Übernahme der Austrian Airlines (AUA) an die Spitze der Branche in Europa und überflügelt damit den bisherigen Primus Air France/KLM. Nach monatelangem Ringen besiegelten die Lufthansa und AUA gestern in Wien ihren Zusammenschluss. "Wir sind ab heute die größte europäische Airline mit etwas über 100 Millionen Passagieren", sagte Lufthansa-Vorstandsmitglied Stefan Lauer. Erst Ende August hatte die EU-Wettbewerbsbehörde den Zukauf genehmigt.

Der Kranichkonzern zahlt für die defizitäre AUA maximal 382 Millionen Euro, wobei ein Großteil dieses Betrags aber nur unter der Bedingung fällig wird, dass bestimmte Sanierungsziele erfüllt werden. Zudem gewährt die Regierung in Wien eine Beihilfe von 500 Millionen Euro. Dafür übernehme die Lufthansa von der AUA Altlasten von rund 1,5 Milliarden Euro, erklärte der Chef der Österreichischen Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis. Die ÖIAG, die 42 Prozent der AUA-Aktien hielt, gab ihre Anteile komplett an die Lufthansa ab.

Zum Abbau der hohen Verluste - im ersten Halbjahr flog die AUA ein Minus von 166 Millionen Euro ein - hat die neue Konzerntochter bereits den Abbau von 1000 der 7500 Arbeitsplätze bis Mitte 2010 beschlossen. Nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber sind aber zusätzliche Sparanstrengungen nötig. "Wir wollen rote Uniformen und keine roten Zahlen", sagte Mayrhuber und spielte damit auf die Farbe der Arbeitskleidung des AUA-Personals an. Die Traditionsmarke soll erhalten bleiben.

Dass der neue europäische Branchenprimus mit dem jüngsten Zukauf eine ähnliche Erfolgsgeschichte beginnt wie mit der Übernahme der Swiss vor vier Jahren, glaubt die Branchenexpertin Martina Noß von der Nord/LB nicht. "Die Swiss war bei der Übernahme durch die Lufthansa schon weiter in der Restrukturierung fortgeschritten und auch nicht so stark verschuldet", sagte die Analystin dem Abendblatt.

Für den Kauf der Österreicher hätten sicher nicht zuletzt strategische Gründe gesprochen: "Man wollte verhindern, dass ein Konkurrent den Zugriff auf deren Streckennetz vor allem nach Osteuropa erhält." Zudem seien die Synergieeffekte durch den Zusammenschluss sehr begrenzt, "weil die AUA ohnehin schon dem Airlineverbund der Star Alliance um die Lufthansa angehörte und zum Beispiel Lounges auf den Flughäfen auch heute schon gemeinsam genutzt werden."

Außer der AUA hat die Lufthansa vor Kurzem bereits Brussels Airlines und British Midland übernommen. "Im Zuge der Branchenkrise werden weitere kleinere Fluggesellschaften in ernste Probleme geraten", erwartet Martina Noß. "Darum kann man davon ausgehen, dass die Lufthansa regelmäßig neue Angebote erhält." Die Nettoverschuldung sei aber schon deutlich angestiegen und es drohe eine Herabstufung durch die Ratingagenturen. "Darum täte die Lufthansa gut daran, erst einmal die bisherigen Zukäufe einzugliedern."

Zumindest aber zeigen sich erste Anzeichen für ein Ende der Abwärtsspirale bei den Geschäftsreisen. "Wir meinen, dass hier der Boden erreicht ist", sagte Vorstandsmitglied Lauer. Zwar gebe es in dem für die Lufthansa besonders wichtigen Premiumsegment keinen weiteren Abwärtstrend mehr. Es deute aber noch nichts darauf hin, dass die Buchungszahlen hier wieder anziehen. Die Lufthansa sehe sich bei den Geschäftsreisen immer mehr in der Konkurrenz zu Billigfliegern wie Easyjet, sagte Lauer. In der höherpreisigen Businessclass waren die Passagierzahlen des Konzerns zuletzt deutlich stärker gesunken als in der Economyclass.