Die Arbeitslosigkeit dürfte in den kommenden Monaten weniger stark zunehmen als befürchtet.

Hamburg. "Wir halten 4,4 Millionen Arbeitslose im Frühjahr für möglich", sagte der Arbeitsmarktexperte des Hamburger HWWI-Instituts, Alkis Otto, dem Abendblatt. Auch die Deka-Bank hat ihre Prognose von 4,8 auf 4,4 Millionen Erwerbslose gesenkt. "Wir erleben am Arbeitsmarkt eine Überraschung nach der anderen. Der sprunghafte Anstieg ist nicht eingetreten", sagt Joachim Scheide, Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft.

Als Hauptgrund für die Entwicklung sieht Scheide nicht die sich stabilisierende Konjunktur. Vielmehr würden die Unternehmen in der Hoffnung auf eine nur kurze Rezession ihre Beschäftigten halten. Zudem seien die Arbeitskosten als Folge der zurückhaltenden Lohnabschlüsse zuletzt bundesweit gesunken.

Nachdem im Juli 3,462 Millionen Menschen Arbeit suchten, dürfte ihre Zahl im August noch leicht gestiegen sein. Damit dürfte auch in Hamburg die Marke von 80 000 übertroffen werden, nachdem im Juli 79 793 Arbeitslose gezählt wurden. Der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil, der schon zuletzt mit weiter steigenden Arbeitslosenzahlen im Laufe des Jahres gerechnet hatte, wird die neuesten Zahlen heute vorlegen.

Immerhin war die Nachfrage nach Arbeitskräften bundesweit im August gegenüber Juli kaum mehr rückläufig, teilte die Bundesagentur für Arbeit gestern mit. Ob damit der Abwärtstrend gestoppt sei, bleibe abzuwarten. In der Hansestadt dürfte die Zahl der angebotenen Stellen dagegen sogar etwas gestiegen sein. Dass mit den zu Ende gehenden Sommerferien in den Firmen wieder verstärkt eingestellt wird, ist in Hamburg folglich deutlich klarer zu erkennen als im gesamten Bundesgebiet.