In der Branche war schon lange über einen Verkauf spekuliert worden - weil sich keiner aus der Familie zum Hotelier berufen fühlte.

Hamburg. Jetzt ist es Gewissheit: Eine der letzten traditionsreichen deutschen Hotelketten wechselt den Besitzer. Knapp 80 Jahre nach der Gründung wird Steigenberger nach Ägypten verkauft. Die Eigentümerfamilie einigte sich mit dem Touristikkonzern Travco auf das Geschäft, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Gruppe mit insgesamt rund 80 Hotels der Marken Steigenberger und InterCityHotel erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 494,9 Millionen Euro und beschäftigte 6780 Mitarbeiter. In Hamburg betreibt die Gruppe das Hotel Treudelberg in den Walddörfern, das Steigenberger in der City und zwei InterCity-Häuser. Auch Luxusanlagen wie der Europäische Hof in Baden-Baden oder das Parkhotel in Düsseldorf gehörten bislang der Familie.

Zuletzt wurde die Hotelkette von Anne-Marie Steigengeber, Schwiegertochter des Unternehmensgründers Albert Steigenberger, und ihren drei Töchtern geführt. Der Sohn des Gründers, Eugen Steigenberger, war bereits sehr früh in den 80er-Jahren verstorben.

Verkauft werden alle Häuser, nur die Hotelimmobilien im Frankfurter Zentrum (Frankfurter Hof) und am Frankfurter Flughafen sowie in Davos bleiben im Besitz der Familie.

Der Verkauf fuße auf der Erkenntnis, dass die Steigenberger-Gruppe in der gegenwärtigen Wirtschaftslage mit einem Partner im Ausland schneller vorankomme, sagte eine Steigenberger-Sprecherin. Bislang befinden sich nur wenige der Anlagen des Unternehmens im Ausland - obwohl Steigenberger schon seit geraumer Zeit gerne im Luxussegment in den wichtigsten westeuropäischen Metropolen präsent gewesen wäre - was sich aber nicht so ohne Weiteres realisieren ließ.

Verschärft wurde die Lage, weil derzeit fast alle Hotels unter der Finanzkrise leiden. Nicht nur, dass Banken zögerlicher Geld für Neubauten oder Renovierungen geben, auch bleiben Gäste aus, weil Firmen an Geschäftsreisen und Tagungen sparen.

Dennoch zeigt sich Karl Schlichting, Direktor des Hotels Steigenberger in der Hamburger City, auch nach dem Verkauf der Hotelkette optimistisch. Er fürchtet keine negativen Folgen für sein Haus. "Hamburgs Hotels sind wegen der steigenden Zahl von Übernachtungsgästen nicht so stark von der Krise betroffen wie Betriebe in anderen Städten", sagte er dem Abendblatt. Der Einbruch der Zahlen sei in Hamburg geringer als in anderen Städten.

Travco gehört dem Unternehmer El Chiaty. Er war in Deutschland vor allem als Großaktionär von TUI bekannt geworden; im Mai hatte er jedoch alle TUI-Aktien verkauft. Mit dem Hannoveraner Reisekonzern betreibt er in Ägypten auch ein Gemeinschaftsunternehmen. Zu Travco gehören 43 Hotels in Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten und die größte Nilkreuzfahrtflotte.

Mit dem Erwerb der Hotelkette setzt El Chiaty nun einen Fuß in den deutschsprachigen Hotelmarkt. Der Steigenberger-Kauf sei "ein sehr wichtiger strategischer Schritt" für sein Unternehmen, sagte er.