Die Deutsche Post zieht ihr Sparprogramm durch: Bundesweit sollen bis 2011 alle 475 eigenen Postfilialen geschlossen werden.

Hamburg. Aus Kostengründen will sich Post-Vorstandschef Frank Appel vom eigenen Filialvertriebsnetz verabschieden: Bundesweit sollen alle 475 eigenen Postfilialen geschlossen werden. Die Dienste sollen künftig von "Partnern" wie Einzelhändlern übernommen werden, bestätigte der Hamburger Postsprecher Jörg Koens. In Hamburg sind nach Abendblatt-Informationen sieben Filialen betroffen: die Standorte am Hauptbahnhof, Hühnerposten, in der Kaltenkirchener Straße, der Elbgaustraße, am Siemersplatz, in der Harburger Poststraße sowie am Rehrstieg.

"Keiner verliert seinen Arbeitsplatz", versicherte Koens. Die Beschäftigten sollen an anderer Stelle in Hamburg eingesetzt werden. Die Deutsche Post verfolgt die "Umwandlung von Filialen" bereits seit Anfang der 1990er-Jahre. Sukzessive wurden seitdem bundesweit 7000 Filialen geschlossen und die Dienste zumeist in Einzelhandelsgeschäfte wie Supermärkte, Bäckereien oder Tankstellen verlagert.

"Die Post spart dadurch hohe Miet- und Personalkosten", nennt Postsprecher Koens die Vorteile. Die Partner profitierten aber ebenfalls. Sie würden für die geleisteten Postdienste vergütet. Zudem erhielten sie durch dieses Zusatzangebot neue Kunden für ihre eigenen Geschäfte. Bundesweit gibt es derzeit 14 000 Standorte, an denen Postdienste verkauft werden. 850 Filialen davon sind Postbank-Finanzcenter, die sowohl Finanzprodukte als auch Brief- und Paketdienste anbieten.

Allerdings werden diese Filialen von der Deutschen Postbank betrieben. Die Deutsche Postbank wurde wiederum in diesem Jahr inklusive Filialnetz zum Teil an die Deutsche Bank verkauft - und befindet sich damit künftig nicht mehr in der Hand der Deutschen Post. Die übrigen mehr als 12 000 Standorte werden bereits von "fremden" Partnern geführt. In Hamburg vertreibt die Post ihre Dienste über 121 Filialstandorte, davon 38 Finanzcenter der Postbank. 76 Standorte gehören Fremdpartnern.

Die Umwandlung stößt bei der Gewerkschaft auf heftige Kritik. "Die Post verabschiedet sich damit komplett aus der stationären Filialversorgung", kritisiert der Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Wolfgang Abel. Leidtragende seien nicht nur die Beschäftigten, sondern vor allem die Kunden, die immer weniger fachgerechte Beratung erhielten.

Abel bezeichnet das Vorgehen des Konzerns als "Crashkurs". Obwohl die Post auch in der Krise noch 557 Millionen Euro Gewinn eingefahren habe, "stellt Vorstandschef Appel den Konzern öffentlich so dar, als wäre die Briefpost ein Sanierungsfall. Doch das stimmt nicht", hebt Abel hervor. Ziel sei es offenbar, mit Blick auf auslaufende Tarifverträge eine Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich durchzusetzen sowie Besitzstandsregelungen und die zum Dezember vereinbarte Lohnerhöhung um drei Prozent zu streichen. "Hier wird die Krise missbraucht, um Bürger und Beschäftigte für die Gewinnziele des Postvorstandes stärker zur Kasse zu bitten", so Abel. Diesen Sparkurs werde Ver.di nicht mittragen: "Das läuft so nicht mit uns. Wir wollen keinen Konflikt, schließen ihn aber nicht aus."